Symbolbild

Aufklärung und Beratung statt Abschreckung und Strafe

Seit 2001 gibt es den International Overdose Awareness Day. Mit diesem Aktionstag am 31. August wollen verschiedene Akteure aus der Suchthilfe für die Risiken von Überdosierung sensibilisieren. Auch der Tagestreffpunkt Café Clara des Lukas-Werkes in Wolfenbüttel beteiligt sich regelmäßig.

In diesem Jahr verteilt Straßensozialarbeiter David Röker Basecaps, lädt zum Kuchen essen ein und möchte so Klient:innen gezielt informieren. Im Kurzinterview berichtet er unter anderem, welche Instrumente und Maßnahmen helfen, um das Risiko von Überdosierung beim Gebrauch von Drogen zu mindern.

Welche Rolle spielt der Aktionstag für Sie?
Der Aktionstag ist wichtig, um darauf aufmerksam zu machen, dass auch heutzutage Menschen an einer Überdosis Drogen sterben. Es ist wichtig, sich die Frage zu stellen, wie der Tod dieser Menschen hätte verhindert werden können.

Wie präsent ist das Thema bei Ihren Klient:innen?
Das ist sehr präsent, da viele unserer Klient:innen Menschen kennen, die an einer Überdosis, bzw. an Folgen des Drogenkonsums verstorben sind. Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Sterben ist häufig Thema bei Gesprächen, die ich mit Klient:innen auf der Szene führe. Der Gedanke, an einer Überdosis oder an den Folgen ihres Drogenkonsums sterben zu können, spielt bei vielen der Klient:innen eine große Rolle und begleitet sie durch ihren Alltag.

Straßensozialarbeiter David Röker verteilt im Café Clara Kuchen

Welche Angebote macht das Café Clara, um das Risiko einer Überdosierung zu mindern?
Safer Use ist ein Angebot an drogengebrauchende Menschen, das im Café Clara bereits Anwendung findet. Wir bieten dabei die Möglichkeit zum Tauschen von Spritzbesteck im Café Clara. Zusätzlich verteilen wir auf der Szene Konsumutensilien zum Rauchen, Snifen und Spritzen. Durch das Verteilen solcher sauberen und sterilen Konsumutensilien wird das Risiko minimiert, dass sich Konsument:innen mit Infektionskrankheiten wie Hepatitis oder HIV anstecken können, bzw. diese weitergeben.

Straßensozialarbeiter David Röker

Gibt es weitere Pläne im Café Clara zur Verbesserung der Situation von drogengebrauchenden Menschen?
Das Team des Café Clara hegt seit längerem den Wunsch, einen Spritzenautomaten aufstellen zu können. Damit würde den Klient:innen rund um die Uhr saubere, bzw. sterile Konsumutensilien zur Verfügung stehen. An dem Automaten bestünde außerdem die Möglichkeit, benutzte Utensilien sicher zu entsorgen. Um die Gefahr einer Überdosierung zu verringern, können auch sogenannten Drug Checks hilfreich sein. Dabei werden auf dem Schwarzmarkt erworben Drogen überprüft. Häufig geht von den Streckmitteln eine größere Gefahr aus, als von der eigentlichen Droge. Wir prüfen, ob die Installation eines solchen Drug Check im Café Clara möglich ist, stehen da aber noch ganz am Anfang. Außerdem haben unsere Klient:innen das Bedürfnis, einen öffentlichen Gedenkort für Drogentote in Wolfenbüttel zu installieren, um ihrer Trauer über den Verlust jahrelanger Weggefährt:innen Ausdruck verleihen zu können.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Menschen haben schon immer Drogen genommen und werden dies auch weiterhin tun. Wir möchten Betroffene zu einem verantwortungsvollen und selbstkritischen Umgang mit bewusstseinsbeeinflussenden Substanzen befähigen. Statt auf Abschreckung und Strafe sollte mehr auf Aufklärung, Beratung und Behandlung gesetzt werden. Ein solches Umdenken in der Drogenpolitik hinsichtlich illegaler Drogen wäre wünschenswert. Auch das Bild von Drogen und drogengebrauchenden Menschen in den Medien sollte kritisch hinterfragt werden. Die oftmals tradierten antiquierten Stereotype haben nur noch wenig mit den heutigen Gegebenheiten zu tun hat.

Das könnte Sie auch interessieren