Symbolbild

Eine herausfordernde und spannende Aufgabe!

Seit Januar ist Diana Wittig neue Chefärztin im Medizinischen Zentrum für Erwachsene mit geistiger Behinderung oder schweren Mehrfachbehinderungen (MZEB)  am Standort Marienstift sowie im Integrierten Gesundheitsdienst Neuerkerode (IGN) der Lukas-Werk Gesundheitsdienste GmbH. Im Interview gibt die Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie Einblicke in die ersten Wochen als neue Leitung, und sie erläutert, worauf sie einen besonderen Fokus legen möchte.

Diana Wittig, neue Chefärztin im Medizinischen Zentrum für Erwachsene in Behinderung am Standort Marienstift (MZEB) sowie im Integrierten Gesundheitsdienst Neuerkerode (IGN)

Nachdem Sie seit 2018 als Leitende Oberärztin im IGN sowie dem MZEB tätig waren, leiten Sie nun beide Einrichtungen als Chefärztin. Was hat sich mit der neuen Position für Sie verändert?
Neu ist, dass ich mich vermehrt um die strategische Ausrichtung kümmere. Eine herausfordernde und spannende Aufgabe, die ich gemeinsam mit meinem Team lösen möchte. Wir als multiprofessionelles Team aus Neurologen, Logo-,Ergo, Physiotherapeutinnen, Psychologinnen, Psychiaterinnen sowie unserem Neuropädiater, unterstützt durch das Tresen-und Laborteam mit MFA`s, arbeiten schon intensiv daran. Zu den vorhandenen und bewährten Angeboten im MZEB wollen wir Neues etablieren. Zum Beispiel die Autismustherapie aber auch die unterstützte Kommunikation. Dabei ist der enge Praxisbezug zum Dorf Neuerkerode hilfreich, weil wir sehr gut sehen können wo die Bedarfe sind und entsprechende Angebote in der Praxis weiter entwickeln können. Im IGN habe ich große Unterstützung durch die Abteilungsleitungen und alle Mitarbeitern, die bisher schon als eingespieltes Team funktionierten und sich nun auf eine Zeit des Wandels einrichten, um die integrierte Gesundheitsversorgung in Neuerkerode zeitgemäß aufzustellen und zukunftsfähig zu machen.

Momentan sind natürlich auch wir durch die besonderen Bedingungen der Covid19-Pandemie in vielerlei Hinsicht gefordert. Aktuell betrifft das die Abwägung, welche neuen Möglichkeiten wir in Bezug auf die Erreichbarkeit anbieten können. Der erste Probelauf einer Videosprechstunde startet in der kommenden Woche und wir alle sind sehr gespannt auf die neuen Erfahrungen, die wir damit sammeln werden.

Eingangsbereich MZEB Braunschweig
Ergotherapeutin im MZEB Braunschweig bei der Behandlung.
MZEB Braunschweig Blick in die Physiotherapie

Nach einer entsprechenden Gesetzesänderung wurden in den vergangenen drei Jahren deutschlandweit MZEBs aufgebaut, um eine bis dahin klaffende Versorgungslücke für Erwachsene mit Behinderung zu schließen. Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang das MZEB in Braunschweig?
Bei uns in Braunschweig hat sich als medizinischer Schwerpunkt immer mehr die Behandlung von psychiatrischen und neurologischen Erkrankungen herauskristallisiert. Denn häufig gehen mit Behinderungen auch Verhaltensstörungen, Autismus oder Psychosen einher. Das wurde in der Vergangenheit leider oftmals nicht erkannt, sondern als Begleiterscheinung der Behinderung gesehen. Für Patienten und Angehörige hat das den Leidensdruck zum Teil enorm erhöht. Durch unser multiprofessionelles Team und die mit der Gesetzesänderung einhergehenden verbesserten Voraussetzungen können wir im MZEB anders auf die Patienten eingehen, haben beispielsweise auch mehr Zeit, und uns stehen andere finanzielle Mittel zur Verfügung. Gerade bei Patienten, die sich häufig nicht artikulieren können, ist es manchmal Detektivarbeit, der Ursache einer Erkrankung auf den Grund zu gehen. Doch die Arbeit lohnt sich sehr. Medikationen und Therapien sind dadurch viel zielgerichteter. Bei manchen Patienten ist es erstaunlich, was das bewirkt und wie viel Teilhabe dadurch wieder ermöglicht werden kann.

Wie gut wird das Angebot im MZEB angenommen?
Sehr gut. Wir behandeln jährlich etwa 1300 Patienten. Manche reisen aus mehr als 300 Kilometern Entfernung an. Unsere jährliche Befragung der Patienten sowie der Angehörigen oder Betreuer ist durchweg positiv. Das freut uns natürlich sehr. Für die Zukunft wünsche ich mir neben dem neurologisch-psychiatrischen und internistischen Schwerpunkt eine neuro-orthopädische Expertise in unserem MZEB, etwa um leichte Spastiken behandeln zu können. Dadurch könnten Patienten weite Wege in ein entfernteres MZEB erspart werden. (Anm. d. Red: die nächstgelegenen MZEB sind in Hannover und Magdeburg)

Patientin im MZEB Braunschweig.

Neben der ambulanten Versorgung von erwachsenen Menschen mit Behinderung ist Ihnen auch eine hohe Versorgungsqualität im stationären Sektor wichtig. Worauf kommt es an?
Wie im ambulanten Bereich benötigen wir auch im stationären Sektor spezielle Angebote, die zu den Bedürfnissen unserer Patienten passen. Wenn wir einen Patienten stationär aufnehmen möchten, brauchen wir dafür erstmal die passenden Räumlichkeiten, zum Beispiel mit einer reizarmen Umgebung. Es muss möglich sein, dass Patienten in Begleitung von Angehörigen aufgenommen werden. Und es müssen Voraussetzungen geschaffen werden, die etwa eine bildgebende Diagnostik ermöglichen. Das ist derzeit schwierig. Mit der geplanten Klinik für inklusive Medizin als eigene Abteilung des Krankenhauses Marienstift in Braunschweig möchten wir ein Angebot schaffen, das genau diese Voraussetzungen erfüllt. Sofern alles planmäßig verläuft, soll die neue Klinik noch in diesem Jahr eröffnen.

+++ Zur besseren Lesbarkeit wird auf die Verwendung der Sprachformen weiblich und divers (w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter. +++

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