Symbolbild

Selbsttest in Spielhallen

Halten sich Wettbüros und Spielhallen an gesetzliche Vorgaben zur Suchtprävention? Anlässlich des bundesweiten Aktionstages Glücksspielsucht haben Lukas-Werk-Präventionsfachkräfte in Braunschweig, Peine und Goslar einen Selbstversuch gemacht - und dabei immer wieder Verstöße festgestellt.

Vor etwas mehr als einem Jahr ist ein neuer Glücksspielstaatsvertrag in Kraft getreten. Damit haben Menschen mit einer Glücksspielproblematik die Möglichkeit, sich selbst sperren zu lassen, um in Spielhallen, Wettbüros, Casinos oder auch online keinen Zugang mehr zu bekommen.

Suchtexperten Larissa Waßmann und Christian Horn

„Mitarbeitende in den Spielhallen sind verpflichtet, die Ausweise der Spieler auf eine Selbstsperre zu kontrollieren“, erklärt Christian Horn, der als Suchtberater und Präventionsfachkraft im Bereich Glücksspiel in der Fachambulanz Braunschweig der Lukas-Werk Gesundheitsdienste tätig ist. Gemeinsam mit Larissa Waßmann, Ansprechpartnerin in der jugendspezifischen Suchtberatung der DROBS in Braunschweig, testete er, ob  gesetzliche Vorgaben wie diese umgesetzt weden. Sie sagte nach dem Selbsttest: 

"Die Bilanz war erschreckend, aber leider absehbar."

Insgesamt hatten Horn und Waßmann 21 Glücksspiel-Etablissements in Braunschweig und Peine aufgesucht. Darunter waren 14 Spielhallen, vier Wettannahmestellen/Wettbüros und drei Cafés, die denen Glücksspiel angeboten wird. "Mängel bei der Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben haben wir in fast allen Einrichtungen feststellten müssen", berichtet Horn. Bei ihren stichprobenartigen Besuchen nahmen die Suchtexperten die Ausweiskontrolle sowie die Kontrolle der Selbstsperre unter die Lupe. Außerdem warfen sie einen Blick auf die Preise für Getränke, die nicht unter den handelsüblichen Preisen liegen dürfen und darauf, ob das seit Februar geltende Rauchverbot eingehalten wird.

Spielautomat

Spielen an mehreren Automaten

Besonders gravierend für die Präventionskräfte: Das Spielen an zwei Automaten gleichzeitig war fast überall möglich. "Mit Blick auf den Spielerschutz ist das nicht erlaubt", sagt Christian Horn. Larissa Waßmann ergänzt: "Erschreckend war auch, dass Mitarbeitende offenbar sogar angewiesen wurden, das Spielen an zwei Automaten  gleichzeitig zu ermöglichen." Sie können zusätzliche Automaten freischalten, obwohl der Spieler bereits mit einer Chipkarte an einem Gerät aktiviert ist.   

Erfahrungen wie diese machten auch Anika Baake und Katja Bosse, Präventionskräfte in der Fachambulanz Goslar des Lukas-Werks. Die beiden besuchten am Aktionstag Glücksspielsucht sechs Spielhallen und ein Wettbüro in Goslar und Bad Harzburg. "Ich fand es mitunter sehr erschreckend, wie einfach man spielen kann. Es waren Automaten einfach frei geschalten, wir haben Kaffee umsonst bekommen, was verboten ist", berichtet Anika Baake.  Das Spielen an den Automaten sei sehr schnell. "Die Walzen drehen sich drei Sekunden und - Zack - ist das Geld weg. Man verliert Raum und Zeitgefühl, da es in der Spielhalle dunkel ist und auch keine Uhren zu finden sind."

Anika Baake, Fachambulanz Goslar Lukas-Werk

Selbstsperre

Die Präventionskräfte hatten sich im Vorfeld des Aktionstages zum Teil auch selbst sperren lassen, um zu testen, ob sie dennoch Spielen können. "In den Spielhallen in Braunschweig und Peine haben wir in diesem Bereich erfreulicherweise positive Erfahrungen gemacht", berichtet Suchtexperte Christian Horn. Es gab Scan-Vorrichtungen, welche die Ausweise kontrollierten und die bei einer Selbstsperre rot aufleuchteten. Mitarbeitende blieben auch auf Bitten und Drängen standhaft und erlaubten den Zugang zu Automaten nicht.

Anders erlebten Horn und Waßmann das in Wettannahmestellen/Wettbüros und Cafés, wo  die Selbstsperre größtenteils nicht kontrolliert wurde. "Hier liegt allerings auch ein strukturelles Problem vor, weil Einrichtungen wie diese nach Inkrafttreten des  neuen Glücksspielstaatsvertrages im Sommer 2021 häufig noch nicht vollständig an die zentrale Sperrdatei "Oasis" angebunden sind." Die Präventionskräfte sehen hier Nachholbedfarf.

Katja Bosse aus Goslar weist darüber hinaus darauf hin, dass die Selbstsperre alleine nicht ausreichend ist: "Wenn man die Kontrolle über das Spiel verloren hat, ist das Sperrsystem eine gute Unterstützung, jedoch nicht das Allheilmittel. Wir empfehlen zusätzlich, sich mit der Thematik zu befassen und stehen für ein kostenloses, vertrauliches Beratungsgespräch gerne zur Verfügung." 

Angebote für Betroffene

Forum Glücksspiel in Braunschweig
Das Angebot richtet sich an Menschen mit einer Glücksspielproblematik. Beim Forum Glücksspiel werden Betroffene durch den Gruppenleiter Christian Horn, Sozialpädagoge M.A. und Suchtberater in der Fachambulanz Braunschweig der Lukas-Werk Gesundheitsdienste GmbH, unterstützt und beraten. Die Treffen finden 14-tägig montags (jeweils in der geraden Kalenderwoche) von 17-18:00 Uhr in der Fachambulanz Braunschweig (St. Leonhard 1) statt. Bitte melden Sie sich telefonisch an unter: 0531 180537 10

Glücksspiel-Sprechstunde Peine
Dank einer Kooperation halten DROBS und Lukas-Werk auch in Peine ein regelmäßiges Beratungsangebot im Bereich Glücksspiel vor. Die Glücksspiel-Sprechstunde findet immer freitags 10-12 Uhr in den Räumlichkeiten der Fachambulanz Peine des Lukas-Werkes (Bahnhofstraße 8, 31226 Peine) statt. Eine vorherige Anmeldung ist notwendig, Telefon: 05171 508 120

Forum Glücksspiel- und Mediensucht Goslar
Das Beratungsangebot in der Gruppe, findet mittwochs von 18 bis 19 Uhr statt.

Einen Musterantag zur Selbstsperre gibt es auf der Seite des zuständigen Regierungspräsidiums Darmstadt

Die Fachkräfte des Lukas-Werks unterstützen bei der Beantragung gern.  

Kontakt

Das könnte Sie auch interessieren