Symbolbild

Volle Kraft voraus

Glücksspielfrei on tour! Das Lukas-Werk beteiligte sich am bundesweiten Aktionstag Glücksspielsucht, der sich in diesem Jahr an LKW-Fahrer richtete.

Keine Autobahnraststätte ohne Geldspielgeräte und kein Autohof ohne angeschlossene Spielstätte. "Entertainment vom Feinsten", "wertvolle Freizeit spielerisch gestalten", "Chill-Out-Zone" oder "Pausen-Oase", so die Werbung für die Glücksspielangebote. "Diese Angebote sind besonders für LKW-Fahrer, die auf ihrer Tour lange Pausenzeiten überbrücken müssen, verführerisch und locken mit Ablenkung. Aber auch beim stundenlangen Fahren am Steuer, Stehen in Staus lassen sich per Handy leicht Sportwetten setzen und auf Glücksspiel-Apps zocken", heißt es in einer Pressemitteilung der Niedersächlsischen Landesstelle für Suchtfragen (NLS) zu dem Aktionstag am 29. September 2021. Glücksspiele seien zu einem beliebten Zeitvertreib geworden. Die Werbung suggeriere großartige Möglichkeiten für LKW-Fahrer, sich zu entspannen und etwas Spaß zu haben, bei denen sogar vielleicht etwas Geld gewonnen werden kann. "Durch die hohe Verfügbarkeit der Glücksspielangebote, vor allem in den gesetzlich geregelten Pausen, die LKW-Fahrer einhalten müssen, sehen wir diese Berufsgruppe als besonders gefährdet an", sagt Katja Bosse, Präventionsfachkraft der  Fachambulanz Goslar des Lukas-Werkes.

Bosse fuhr mit ihrer Kollegin Anika Baake am Aktionstag verschiedene Speditionen im Raum Goslar an, Christian Horn (Präventions-Fachkräfte der Lukas-Werk Fachambulanz Braunschweig) war an einer Rasttätte unterwegs, um dort Beutel mit Taschentüchern und einem Aufkleber „Hilfe zum Durchatmen“ sowie Informationsmaterialien in vielen Sprachen zum Thema Glücksspielen und Hilfemöglichkeiten zu verteilen und für das Thema zu sensibilisieren.

 

 

Christuian Horn, Präventionsfachkraft. Lukas-Werk, am Aktionstag Glücksspielsucht

Unter anderem in der Spedition Hahne sowie der Spedition Bähr GmbH kamen Bosse und Baake vielfach ins Gespräch mit Mitarbeitenden. Über die Postfächer, die sie mit Infomaterial und Giveawys befüllen durften, erreichten sie etwa 200 angestellte Berufskraftfahrer:innen.

Fachkraft Christian Horn suchte nicht nur das Gespäch mit LKW-Fahrer:innen auf einem Parkplatz an der Autobahn 2, sondern warf auch einen Blick in die Raststätte dort. "Im Raucherbereich waren Geldspielgeräte aufgestellt, bei denen weder eine Altersüberprüfung der Nutzer noch eine Kontrolle darüber erfolgte, ob eine Sperre vorliegt." 

Horn verweist in diesem Zusammenhang auf den neuen seit Mitte des Jahres geltende Glücksspielstaatsvertag, der Fluch und Segen zugleich sei. "Dieser öffnent einerseits mit der Legalisierung des Online-Glücksspiels Tür und Tor für eine exzessive Ausbreitung von Angeboten und vor allem dessen Bewerbung! Das ist grundsätzlich aus suchtpräventiver Sicht schlecht! Segen kann er sein für diejenigen Glücksspielenden, die seit Jahrzehnten nach einer gut funktionierenden Möglichkeit der Sperre suchen, denn dem ist eine bundesweite und spielformübergreifende Sperrmöglichkeit vorgeschrieben. Endlich! Das System, welches benutzt wird, heißt OASIS und wird derzeit vom Regierungspräsidium Darmstadt in Hessen aus geleitet. "

Vielen Betroffen, die die Braunschweiger Fachambulanz des Lukas-Werkes aufsuchen und um Hilfe bitten, stellt Horn dieses System vor und versucht sie  für eine professionelle Rehabilitation zu motivieren aber auch sich sperren zu lassen – quasi als ein weiterer Baustein, in ein schuldenfreies Leben. "Darum ist es für mich sehr ernüchternd die Zustände vor Ort zu erleben. Ich hoffe, dass die Ordnungsbehörden dem Gesetz schon sehr bald Nachdruck verleihen.

Aktiosntag Glücksspeilsucht Giveawys und Flyer

Zusätzlich haben die Fachkräfte in Goslar und an der Autobahn 2 bei Helmstedt am Aktionstag auch digitale Unterstützungsangebote wie die App „PLayOff“ vorgestellt, die kostenfrei ist und auch unterwegs genutzt werden kann. Ihre Bilanz: Es konnten über die ausgegebenen Flyer und Informationsbroschüren viele LKW-Fahrer erreicht werden. Die kontaktierten Speditionen waren sehr offen für die Thematik und zeigten großes Interesse. Es waren angenehme Gespräche, die dem Schutz vor einer Spielsucht dienten.  

HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Laut NLS können in Niedersachsen rund 45.000 Menschen als glücksspielsüchtig bzw. -suchtgefährdet bezeichnet werden. Der Aktionstag Glücksspielsucht findet in diesem Jahr zum 11. Mal statt. Immer am letzten Mittwoch im September wird mit besonderen Angeboten die Bevölkerung für das Thema sensibilisiert und auf die Präventions- und Beratungsangebote aufmerksam gemacht. Betroffene Spieler:innen sowie die Angehörigen finden in Niedersachsen an 24 Standorten mit einer speziell geschulten Glücksspielsuchtfachkraft Hilfe.

Kontaktdaten zu den Fachambulanzen des Lukas-Werkes finden Sie hier.
Weitere Informationen zum Thema Glücksspielsucht erhalten Sie auch auf den Internetseiten der NLS

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