Beste Freunde Bethanien

Freunde fürs Leben

Wolfgang Pülm und Alfons Priemer haben sich im Senioren- und Pflegezentrum Bethanien kennengelernt. Seitdem sind sie unzertrennlich.

Vorsichtig zuppelt Wolfgang Pülm die Jacke von Alfons Priemer zurecht. Es ist ein sonniger, aber kalter Herbsttag im Park des Braunschweiger Senioren- und Pflegezentrums Bethanien. Erkälten will sich keiner von ihnen – und die enge Vertrautheit allein wärmt dann doch nicht genug. Denn davon hätten sie genug, um sich für den Rest ihres Lebens nie wieder kalte Füße zu holen. Die beiden bleiben mitsamt ihren Rollatoren immer wieder stehen, machen sich gegenseitig auf Dinge aufmerksam, die sie sehen. Sie bewundern den großen Baum in der Mitte des Parks. Ob Rikscha fahren, spazieren gehen oder Bingo: „Vieles macht uns Spaß – solange wir es gemeinsam machen“, sagt Pülm und nimmt die Hand seines Freundes. „Manche sagen, wir tragen Handschellen, weil wir immer zusammen sind. Aber es sind nur unsere Hände, die uns zusammenhalten. Unsere Freundschaft.“ Die beiden sind so vertraut, dass es wirkt, als kennten sie sich schon von Kindesbeinen an. Doch dem ist nicht so. Kennengelernt haben sie sich erst vor gut einem Jahr – hier, im Pflegezentrum Bethanien.

Spaziergang beste Freunde Bethanien

Pülm lebt hier seitdem 27. Oktober 2022 in einem Doppelzimmer, dass er sich zuerst mit einem anderen Mitbewohner teilte. Nach dessen Umzug zieht jedoch am 17. November 2022 Alfons Priemer ein. „Unsere erste Begegnung war ganz spontan. Wir haben uns miteinander bekannt gemacht und waren uns gleich sympathisch“, erinnert sich Pülm. „Es war, als hätte jemand einen Lichtschalter umgelegt – es hat direkt gepasst.“

Dass sie in ihrem hohen Alter – Pülm ist 89 und Priemer 85 Jahre alt – noch solch eine tiefe Freundschaft finden, hätten beide nicht gedacht. Und doch kommt sie genau zur richtigen Zeit. Dabei geht es nicht nur um die gemeinsamen Spaziergänge, Rikscha-Fahrten oder Bingo-Nachmittage, sondern auch um die düsteren Momente. „Hat einer von uns beiden Sorgen, erkennt der andere das sofort – und übernimmt die Verantwortung dafür, dass sie sich schnell wieder verflüchtigen“, erzählt Priemer.

Beste Freunde schauen sich an Bethanien

Für ihn sei es beispielsweise nicht leicht, dass seine Familie in alle Himmelsrichtungen verteilt ist. Gerade nach den Besuchen seiner Angehörigen fühle er sich oft niedergeschlagen. Doch in solchen Momenten ist Pülm für „seinen Freund Alfons“, wie er ihn liebevoll nennt, da. Dieser Zusammenhalt beeindruckt auch die Enkelkinder. „Sie kennen das so gar nicht. In ihrer Schule kämpft jeder um seinen eigenen Platz“, sagt der 85-Jährige. „Wir aber sind wie Brüder, teilen alles und halten zusammen.“

Tatsächlich teilen sie sogar noch mehr als die meisten Brüder: neben ihrer Freizeitgestaltung auch ihr Zimmer – und somit selbst die Zeit, in der sie sich zurückziehen. Geht man sich da nicht auch mal auf die Nerven? „Nein, das gibt es bei uns nicht. Streiten können sich andere – wir harmonieren mit unserem ganzen Wesen miteinander“, wehrt Pülm ab. „Wir sind wie Pech und Schwefel. Wer uns trennen will, muss erst noch geboren werden.“

Beide wissen, dass das Bethanien ihre letzte Heimat sein wird. „Hier haben wir unsere Zukunft gefunden.“ Im Bethanien wollen sie es sich so schön wie möglich machen und helfen sich dabei gegenseitig. Denn auch, wenn es sicher nicht die längste Freundschaft ihres Lebens werden wird – die tiefste ist es bestimmt.

Beste Freunde von hinten Bethanien

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