Morgen für Morgen schallt Kinderlachen durch die Räumlichkeiten der Tagespflege Gamsen. Moment mal – durch eine Tagespflege? Sind das nicht Orte für ältere Menschen und nicht für Kinder? Ja, eigentlich schon.
Doch in Gamsen ist alles ein wenig anders. Hier befindet sich die Kita Büchenkamp, deren Träger die Stadt Gifhorn ist, unter demselben Dach wie die Tagespflege der Diakoniestation Gifhorn. „Wir dachten zunächst, es könnte eine Herausforderung werden, die unterschiedlichen Interessen der Generationen unter einen Hut zu bringen“, berichtet Janna Schoon, Leitung der Tagespflege Gamsen. „Das ist aber überhaupt nicht der Fall – im Gegenteil.“ Das Haus Lebensglück, in dessen Erdgeschoss die beiden Einrichtungen untergebracht sind, befindet sich mitten im Ortskern von Gifhorn-Gamsen, in der Hamburger Straße 5. Außerdem beherbergt das Gebäude eine Senioren-WG, barrierefreie Servicewohnungen sowie die Verwaltung des ambulanten Pflegedienstes der Diakoniestation Gifhorn. Ein solches Projekt sei für die Stadt bisher einzigartig, betonte Gifhorns Bürgermeister Matthias Nerlich bei der Eröffnungsfeier im vergangenen Jahr. Schließlich hätten viele Investoren in der Vergangenheit mit Mehrgenerationenprojekten geworben. Im Haus Lebensglück werde dies aber nun wirklich umgesetzt.
Gute Voraussetzungen
Denn nur, weil sich Jung und Alt unter demselben Dach befinden, heißt das noch lange nicht, dass ein generationsübergreifendes Miteinander stattfindet – geschweige denn funktioniert. „Hier schafft aber schon das Gebäude die besten Voraussetzungen“, sagt Janna Schoon. So sind die Kita Büchenkamp und die Tagespflege Gamsen nur durch eine Tür voneinander getrennt. Man teilt sich nicht nur den Garten, sondern auch einen Aufenthaltsraum. Doch das Konzept lebt vor allem durch die wunderbare Zusammenarbeit des Teams der Tagespflege mit dem Team der Kitaleitung Birte Gessel. Und fast jeden Tag besuchen die Kinder die Senioren für unterschiedliche Aktivitäten.
Freude über Kinderlachen
Am Anfang stellte sich die Frage, ob das Konzept ohne Probleme aufgehen kann. Sind die Kinder den Senioren zu wild? Oder zu laut? Schließlich scheint die Kinderstimme der natürliche Feind des Hörgeräts zu sein. Doch das Gegenteil ist der Fall: Spielen die Kinder im Garten, beschweren sich die Tagespflegegäste keineswegs über die Lautstärke, sondern öffnen auch gerne mal ein Fenster und erfreuen sich an dem Kinderlachen. Und wenn die Kinder an einem Tag nicht bei ihren betagten Nachbarn vorbeischauen, vermissen sie diese, berichtet eine Erzieherin. Kinder und Senioren haben schnell Vertrauen zueinander aufgebaut.
Und so hört man sehr häufig in der Tagespflege schon die freudigen Kinder, wenn sie sich auf den Weg in die Tagespflege machen und hierbei ein Lied anstimmen – was für strahlende Gesichter bei den Senioren sorgt. Die gemeinsame Zeit startet in der Regel mit einer herzlichen Begrüßung und einer gemeinsamen Yogarunde und einem Sonnengruß. Danach stehen die unterschiedlichsten Aktivitäten auf dem Programm. Es wird gemeinsam gebacken, gespielt und gebastelt.
Voneinander profitieren
So funktioniert das generationsübergreifende Konzept besser, als es viele zu Beginn erwartet hätten. „Die Zeit zusammen ist für beide Seiten toll“, berichtet Schoon. „Die Senioren werden durch die Kinder aktiver, während sie selbst bewirken, dass die Jüngeren ruhiger werden.“ Es kann also gelingen, das Miteinander der Generationen. Und wenn man Glück hat, die Voraussetzungen stimmen und beide Seiten aufgeschlossen sind, sogar ganz ohne Probleme.
Kita-Kids und Senioren beim Yoga und Tanz:
Text: Lukas Dörfler // Fotos: Bernhard Janitschke // Video: Michael Tietz