Die Sozialpädagogische Familienhilfe berät bei Krisen, Konflikten und im Alltag.
Achtung, Baustelle! Wenn die Sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH) der Neuerkeröder Wohnen und Betreuen GmbH angefordert wird, ist es meist so, dass das (Familien-) Gefüge einen Schaden erlitten hat, es begutachtet und repariert werden muss. Vivian Antonius, Linda Almstedt, Wiebke Strunk und Maximilian Marwedel vom Team der SPFH unterstützen Familien bei Krisen, Konflikten, Herausforderungen des Alltags sowie der Beziehungs- und Erziehungsarbeit.
Tragfähige Verbindungen
In ihrer Arbeit kommt es auf jeden einzelnen Baustein an, um das Fundament der Familie wieder zu stärken, sowie tragfähige Verbindungen und ein gutes Zusammenwirken aller Komponenten des Gefüges herzustellen. In Zusammenarbeit mit dem Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) des Jugendamtes Braunschweig werden Lösungen und Maßnahmen entwickelt. „Das Jugendamt nimmt mit uns Kontakt auf, damit wir die Familien für einen bestimmten, bewilligten Zeitraum begleiten und betreuen“, ergänzt Maximilian Marwedel. Er hat, wie seine Kolleginnen, seinen beruflichen Schwerpunkt in der Jugend- und Familien- sowie in der Eingliederungshilfe.
Viel Beziehungsarbeit
„Wir gehen zu den Familien nach Hause, sprechen mit ihnen über die Hilfebedarfe und hören uns ihre Schwierigkeiten an. Das ist etwas sehr Intimes und viele Familienangehörige brauchen erst einmal einen Moment, um sich uns anzuvertrauen. Da müssen wir viel Beziehungsarbeit leisten“, berichtet Vivian Antonius. Grundlegend dafür ist eine würdigende Haltung den Familien gegenüber und das Verständnis, dass jedes Verhalten eine Ursache und einen Sinn hat. Ist das erste Eis gebrochen, gehe es darum, sich in das Thema einzuarbeiten und einen Hilfeplan zu erstellen. „Meist stellen wir fest, dass es nur die Spitze des Eisbergs ist und sich hinter der Anfrage weitere Problematiken und Bedarfe verbergen“ – da geht es um die Schule, Stress mit Ämtern, fehlende Anträge, eine Schuldnerberatung oder auch um Termine mit dem Gerichtsvollzieher“, so Wiebke Strunk. Das SPFH-Team vermittle zwischen den Parteien und kümmere sich mit der Familie um die Bereitstellung von notwendigen Dokumenten oder die Vereinbarung von Terminen bei den entsprechenden Stellen. Sie begleiten die Familienangehörigen dabei immer, weil es oft sprachliche und/oder kognitive Barrieren gebe.
"Mal sind wir nur Zuhörer und beinahe therapeutisch aktiv. Manchmal brauchen die Eltern Entlastung, dann kümmern wir uns um die Kinder."
Maximilian Marwedel | Sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH)
Vielfältige Anfragen
Wichtig ist das Hilfeplangespräch, das im Beisein des ASD und mit den Familien geführt wird. „Dabei legen wir verpflichtende Zielvereinbarungen in einem Vertrag fest“, erklärt Linda Almstedt. Das könne etwa das Finden eines Therapieplatzes für ein Familienmitglied sein oder die Beziehungsarbeit innerhalb der Familie. „Auf uns kommen sehr vielfältige Anfragen und Anforderungen zu. Mal sind wir nur Zuhörer und beinahe therapeutisch aktiv. Manchmal brauchen die Eltern Entlastung, dann kümmern wir uns um die Kinder“, berichtet Marwedel. Auf Grundlage der Zielvereinbarungen des Hilfeplangesprächs gestalten sich die Einsatzbereiche und -zeiten der SPFH-Teammitglieder. Rund 30 Fälle hat das Team bereits bearbeitet, einige von ihnen durchaus schwierig und emotional belastend. Jedes Teammitglied hat inzwischen seine eigene Bewältigungs- und Verarbeitungsstrategie gefunden. Zusätzlich tausche man sich miteinander regelmäßig aus, das helfe ebenso, berichten sie.
Erfolge feiern
Und dann gebe es natürlich noch die kleinen, aber wichtigen Erfolge, die für ein gutes Gefühl auf dem Weg nach Hause sorgen. Etwa, wenn Mutter und Kind weiter in der rollstuhlgerechten Wohnung leben dürfen oder der seit zwei Jahren vergeblich angefragte Sprachkurs gebucht werden kann. Jeder noch so kleine Baustein hilft, das Familiengefüge zu festigen.
Text: Thomas Pöllmann // Fotos: Sara Uhde