Berufsbegleitend ausbilden – dem Fachkräftemangel begegnen
Dass Nicole Wallat viel mehr mit Menschen arbeiten wollte, wurde ihr erst lange nach ihrer Ausbildung zur Zahnarzthelferin klar. „Viel zu spät, um nochmal einen neuen Beruf zu erlernen“, dachte die 45-Jährige. Doch weil sie gern im pflegerischen Bereich arbeiten wollte, stieg sie als ungelernte Hilfskraft in einer Wohngruppe in Neuerkerode ein. „Die berufsbegleitende Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin war dann ein echter Glücksfall für mich.“ Im August 2018 hat Nicole Wallat mit dieser Ausbildung begonnen – ein Pilotprojekt, das die Fachschule Heilserziehungspflege in Neuerkerode seit 2017 anbietet. „Dabei wird eine 50 %-Stelle als Aushilfe in unsere dreijährige Ausbildung integriert“, erläutert Schulleiterin Annegret Jäkel. So können Mitarbeitende sich weiterbilden, ohne auf ein Grundgehalt zu verzichten. Zusätzlich übernimmt die Neuerkeröder Wohnen und Betreuen GmbH, bei der die Auszubildenden als Hilfskräfte angestellt sind, die 95 Euro Schulgeld und sorgen dafür, dass die angeleiteten Schülerstunden in der Praxis auch vergütet werden. Denn leider gibt es in der Heilerziehungspflege derzeit keine Ausbildungsvergütung.
Dieses Modell für eine berufsbegleitende Ausbildung bietet in der Region nur die Fachschule Heilerziehungspflege in Neuerkerode an. „Die finanzielle Absicherung war für mich ganz wichtig“, berichtet auch Malte Krüger, gelernter Schauwerbegestalter, der gemeinsam mit Nicole Wallat im vergangenen Jahr in die berufsbegleitende Ausbildung eingestiegen ist. Der Bezug von Bafög ist für beide auf Grund ihres Alters nicht mehr möglich. Nur weil sie nun weiterhin als Aushilfe tätig sind und weiter ihr Grundgehalt erhalten, können sie sich die Ausbildung leisten und dort beruflich Fuß fassen, wo sie es sich wünschen. Drei Jahre lang heißt es nun für sie: drei Tage pro Woche die Schulbank drücken und 20 Stunden in einem Praxisbereich der Stiftung arbeiten. Jedes Jahr wird dieser Praxisbereich gewechselt, so dass auch ihre Ausbildung vielseitig und umfassend ist. „Bislang haben wir im Rahmen des Pilotprojektes unternehmensintern mit der Neuerkeröder Wohnen und Betreuen GmbH kooperiert“, so Annegret Jäkel. Ab August 2019 werde das Projekt auch für externe Einrichtungen geöffnet. „Wir freuen uns, wenn ungelernte Aushilfen sich an unserer Fachschule zu Expertinnen und Experten ausbilden lassen möchten. Unser Angebot zur berufsbegleitenden Ausbildung ist damit auch ein Beitrag, dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken.“