Denkmal Grauer Bus und Regionalausstellung eröffnet
In Gegenwart von etwa 150 geladenen Gästen wurde im Rahmen eines Festaktes im Roten Saal des Braunschweiger Schlosses am Samstag, den 30 Mai das Denkmal "Grauer Bus" und die begleitende Ausstellung eröffnet. Das Denkmal, das die Künstler Horst Hoheisel und Andreas Knitz geschaffen haben, steht vor dem Braunschweiger Schloss.
Ein Initiativkreis, dem auch die Evangelische Stiftung Neuerkerode angehört, hat das Denkmal für einige Monate nach Braunschweig geholt und eine umfangreiche Regionalausstellung konzipiert, in der auch Neuerkerode in der Geschichte des Nationalsozialismus dargestellt wird.
Die Schirmherrin des Denkmals und der Ausstellung ist die Niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung. In einem Grußwort sagte sie, erst das Schweigen der Mehrheit habe damals vieles ermöglicht.
Braunschweigs Oberbürgermeister Ulrich Markurth betonte die Verantwortung, die aus der Geschichte für die Gegenwart gezogen werden müsse: "Inklusion ist keine Expertensache. Es betrifft alle, wenn es um Abbau von Barieren im Kopf geht."
In einem Vortrag erläuterte Dr. phil. Christof Beyer von der Medizinischen Hochschule Hannover, Institut für Geschichte, Ethik und Philosophie der Medizin, Entstehung und Auswirkung von Euthanasie im Lande Braunschweig. Damals habe sich nicht die Frage nach dem 'ob' gestellt, "sondern einfach nur nach Maß und Form." Euthanasie sei Vorläufer der späteren Vernichtung von Menschen jüdischen Glaubens gewesen. Wie vielen anderen Ärzten auch, sei beispielsweise der Euthanasie-Ärztin Hildegard Wesse in einem Prozess "Unverschuldeter Verbotsirrtum" attestiert worden, so Beyer. Wesse hatte auch in der 'Verlegungsanstalt' Uchtspringe vermutlich Frauen aus Neuerkerode getötet. Ihre Verurteilung zu zwei Jahren Haft wurde nie rechtskräftig.
Das Denkmal sei auch Symbol für den jahrelangen Transport der Geschichte der Verdrängung, sagte Künstler Horst Hoheisel.
Der Moderator der Festveranstaltung, Prof. Dr. med. Jürgen-H. Mauthe, ehem. Ärztlicher Direktor des Landeskrankenhauses Königslutter meinte: "Vielleicht wären sie alle nicht umgebracht worden, wenn sie geliebt worden wären."
Denkmal und Ausstellung erinnent an die Transporte, mit denen Menschen mit einer geistigen Behinderung im Rahmen der "Euthanasieaktionen" der Nationalsozialisten in Tötungseinrichtungen transportiert wurden.
Aus Neuerkerode wurden in den Jahren 1940 bis 1945 insgesamt 180 Menschen zwangsweise 'verlegt'. 125 von ihnen wurden bis zum 8.5.1945 getötet.
Die Ausstellung, die sich u.a. auch mit der Geschichte Neuerkerodes in der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigt, wird in der Ladenpassage im Schloss-Carree gezeigt. Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 11.00 bis 18.00 Uhr.
Die Fotos zeigen das mobile Denkmal 'Grauer Bus' nach der offiziellen Eröffnung vor dem Braunschweiger Schloss und Oberbürgermeister Ulrich Markurth vor einem Teil der Ausstellung Neuerkerodes.