Woche der Seelischen Gesundheit - Drei Fragen an Katrin Vosshage

Im Rahmen der derzeit laufenden Aktionswoche der Seelischen Gesundheit stellen Einrichtungen überall in Deutschland ihre vielfältigen ambulanten und stationären psychiatrischen und psychosozialen Angebote vor. Auch wir beteiligen uns. Heute beantwortet Katrin Vosshage, Leiterin der Fachambulanz Helmstedt, Fragen zum Thema Sucht und seelische Gesundheit.

Welcher Zusammenhang besteht zwischen der seelischen Gesundheit und einer Suchterkrankung?
Die Grenzen sind fließend. Eine Suchterkrankung ist bereits eine seelische Erkrankung. Menschen, die an einer seelischen Erkrankung leiden, und z.B. Depressionen haben, haben nicht automatisch ein Risiko auch suchtkrank zu werden. Dennoch sollten wir darauf achten, zu welchem Zweck und in welchen Situationen wir z.B. Alkohol zu uns nehmen. Das Glas Rotwein, das am Abend entspannt, der Cocktail, der in netter Runde genossen wird, ist nicht gleichzusetzen mit „jetzt werde ich bald abhängig sein“. Die Gefahr, dass ein Genuss in einen ungesunden Konsum umschlägt oder sogar in einer Abhängigkeit landet, sollte dennoch nicht außer Acht gelassen werden. Die Grenzen zwischen Genuss und schädlichem Konsum sind fließend.  

Woher weiß ich, wann diese Grenze überschritten ist?
Wer da unsicher ist, kann jederzeit eine unserer Fachambulanzen für eine vertrauliche, kostenlose und unverbindliche Beratung aufsuchen. Es braucht nicht die Diagnose „Abhängigkeit“ als Eintrittskarte, um zu uns zu kommen. Wir sind auch dafür da, den eigenen Konsum einfach einmal zu hinterfragen. Auch Angehörige oder Freunde können sich bei uns informieren, wenn Sie unsicher sind, wie der Konsum eines ihnen Nahestehenden einzuschätzen ist.

Was raten Sie, damit aus einem Genuss keine Abhängigkeit wird?
Das Leben bietet uns immer wieder Belastungen, die unser seelisches Gleichgewicht ins Wanken bringen. Wichtig ist hierbei, die Waage wieder ins Lot zu bringen. Im Wesentlichen geht es darum, gut auf sich selbst aufzupassen und achtsam mit sich zu sein. Hilfreich ist, sich einen bunten Strauß an Möglichkeiten zusammen zu stellen, wie ich mit Belastungen beruflicher oder privater Natur umgehe. Dann kann ich auswählen, ob ich zum Sport gehe, ganz gleich ob Yoga, Kickboxen oder Spazieren, ob es ein netter Abend mit einem vertrauten Gegenüber wird, oder einfach mal in Ruhe die Lieblingsmusik aufdrehen oder einen kreativen Ausdruck finden, der zu einem passt.