Mit vereinten Kräften

Nach Hochwasserevakuierung: 70 Bewohner des Theresienhofs in Goslar ziehen ins ehemalige Krankenhaus St. Vinzenz in Braunschweig um

„In welche Etage kommt das Bett?“, ruft eine Pflegerin, schreitet im Eiltempo über den Flur und macht sich auf den Weg Richtung Fahrstuhl. „In den 3. Stock, bitte!“, entgegnet es aus einem anderen Winkel des Flurs. Nebenbei schiebt eine Reinigungskraft ihren Putzwagen Richtung Lagerraum, um neue Putzmittel zu holen. An einer anderen Ecke arbeitet der Elektriker an den Sicherungskästen und schließt den Strom an. Derzeit herrscht geschäftiges Treiben im ehemaligen Krankenhaus St. Vinzenz, eine Immobilie, welche die Ev. Stiftung Neuerkerode kürzlich erworben hat. Alles bereitet sich darauf vor, rund 70 Senioren aus dem evakuierten Gebäude des Theresienhofs in Goslar schnellstmöglich eine vorrübergehende Bleibe zu bieten.

Und damit der Umzug für die Senioren so angenehm wie möglich verläuft, sind viele Helfer vor Ort – sie kommen aus verschiedenen Bereichen der Ev. Stiftung Neuerkerode. Zusätzlich unterstützt das Deutsche Rote Kreuz aus Osterode und den anliegenden Kreisen. „Das ist für jeden eine Ausnahmesituation, aber es ist beeindruckend, wie herzlich sich alle begegnen und mit welchem Engagement“, sagt der Geschäftsführer des Krankenhauses Marienstift Klaus-Dieter Lübke-Naberhaus, der den Umzug koordiniert und natürlich auch selbst zur Hand geht. Zusammen mit der Pflegerin schiebt er das Bett in den Fahrstuhl. „Sie wollen in den dritten Stock, ja?“. Und schon geht es rauf. Die ersten Bewohner sind am Vormittag angekommen, in mehreren Shuttletransporten des DRK zwischen Goslar und Braunschweig werden weitere gebracht. Ilona Jarzina ist eine der ersten. Sie hat sich bereits über das Frühstück gefreut, das die Gastronomieabteilung der Neuerkeröder Mehrwerk gGmbH zur Verfügung gestellt hat und von Pflegekräften des Braunschweiger Seniorenzentrums Bethanien verteilt wird.

Jetzt wird sie von Diakonin Ruth Berger und ihrem Team der Diakonischen Gemeinschaft des Unternehmensverbundes empfangen. Als Willkommensgeste haben sie Blumen aufgestellt, es gibt Süßigkeiten und man kommt ins Gespräch. Im Verlauf der nächsten Stunden und Tage sind weitere Aktivitäten geplant – es soll musiziert werden und eine Andacht geben.

Klaus-Dieter Lübke-Naberhaus macht derweil einen Gang durch die hergerichteten Zimmer und trifft dabei auf Dieter Helmold. „Wie geht es Ihnen? Fühlen Sie sich wohl?“. Sie kommen ins Gespräch, das Reden tut sichtbar gut. „Neben der großen Hilfsbereitschaft ist es auch ein Glücksfall, dass wir dieses Gebäude haben und den Menschen eine Unterkunft bieten können“, erklärt Lübke-Naberhaus. Viele Bewohner waren nach dem Hochwasser übergangsweise in Einrichtungen in und um Goslar herum untergebracht worden . Im ehemaligen St. Vinzenz-Krankenhaus wollen sie nun Ruhe und Erholung  nach den ereignisreichen Tagen finden.