Sommerfest mit riesigem Besucherandrang
Man hat sich wieder einmal zum etwas anderen Sommerfestival getroffen. Einige tausend Menschen waren in der Evangelischen Stiftung und genossen bei Superwetter mehr als hundert Angebote. Die an den Straßenrändern parkenden Autos zeigten den großen Einzugsbereich, den das traditionelle Sommerfest hat: neben Wolfenbüttel und Braunschweig waren da viele Fahrzeuge aus Salzgitter, Helmstedt, Peine oder Goslar zu sehen.
"Wenn es wirklich ein lebendiges inklusives Dorf in der Region gibt“, so die Wolfenbüttlerin Carmen Heinich, dann ist das hier in Neuerkerode“. Während ihre Kinder gerade an einem Malevent teilnahmen, stöberte sie in einem gegenüber liegendem Flohmarkt.
Man traf sich, belebte alte Kontakte, neue Kontakte entstanden: Musik, Kunst, Theater und Akrobatik, Stände mit individuell gestaltetem Kunsthandwerk, abwechslungsreiche Flohmärkte, regionale Bio-Produkte und ein vielfältiges Essensangebot: Es war für jeden etwas dabei.
Meryem Seifert vom Neuerkeröder Qualitätsmanagement und ihre Kolleginnen boten ein syrisches Café an: „Wir möchten einfach, dass sich syrische Besucher auf unserem Fest willkommen fühlen.“
„Das Sommerfest wird in jedem Jahr größer, bunter und lebendiger“, so Rüdiger Becker, Direktor der Evangelischen Stiftung Neuerkerode. Unser Markt ist Ausdruck der Vielfalt des Lebens und geprägt von Respekt und Toleranz füreinander.“ Und er fügt hinzu: "Begegnung ist das A und O an diesem Tag."
Musikalisch wurde das Fest begleitet von Irish-Folk, Rock, Jazz und Pop. Auf der Hauptbühne rockte die Braunschweiger Band Justfour, vorher heizten die Neuerkeröder The Mix und die Nachwuchsgruppe Rockwölfe ein. Wer es etwas ruhiger mochte, schaute in der rustikalen Scheune im Zentrum der Stiftung einem Theaterstück von Schülerinnen und Schülern der Fachschule für Heilerziehungspflege zu. Der rote Faden des Stückes: Vorurteile halten uns nur auf! Damit war dieses Theater auch eine Demonstration der Forderung nach gesellschaftlicher Teilhabe. Auf der Bühne des neuen Dorfplatzes gab es Popsongs der Band der Sickter Haupt- und Realschule. Danach spielte dort Blue Cymbaline aus Schöppenstedt.
Große Begeisterung auch beim Braunschweiger Theater „Feuer und Flamme“, das das Theaterstück „Polarsafari“ aufführte. Kleinkünstler, Gaukler, Akrobaten und eine Bauchtänzerin sorgten für Unterhaltung. Und nicht nur für Kinder waren die Riesen-Seifenblasen ein großes Ding, auch Erwachsene versuchten sich daran… Spannend auch für viele Besucher, den Rollstruhlparcours zu meistern. Ein Stillcafé boten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Marienstiftes in Braunschweig an.
Ein Einkaufserlebnis boten die vielen Marktstände rund um das Sommerfest mit einer großen Auswahl an nachhaltigen Produkten. Die Kunstwerkstatt Villa Luise war für Besucher geöffnet. Dort wurden Skulpturen, Objekte und grafische Arbeiten von den in Neuerkerode lebenden Künstlern mit Behinderung ausgestellt. Die Gärtnerei präsentiert ihr großes Pflanzen- und Blumensortiment und in den verschiedenen Stellen im Dorf konnte nach Kleidern und Büchern gestöbert werden.
"Ich finde es einfach ganz stark, wie Besucher hier mit Behinderung umgehen", sagte der Mann am Stand, von dem er seinen Tee verkauft. "Wenn das überall so sein würde, dann wär doch viel gewonnen! Oder?"