Schon von Weitem ist die Musik zu hören und sie wirkt anziehend wie das Glockengeläut, das zum Gottesdienst in die Kirche ruft. Vom Unterstand des Neuerkeröder Sportplatzes wummert die tragbare Bassröhre und sammelt all diejenigen unter sich, die heute Fußball spielen möchten. Viele haben sich bereits eingefunden, unterhalten sich oder ziehen sich um. Es wird gelacht, die Stimmung ist gelöst. Jeden Montag – und seit Kurzem auch mittwochs – trifft sich die Fußballgemeinde, um hier gegen den Ball zu treten. Wie bei vielem in Neuerkerode ist es aber nicht nur der Sport selbst, der heute zelebriert wird, sondern auch die Gemeinschaft und die (Lebens-)Freude.

Ein bunter Haufen
Felix Tischendorf (Ehrenamtlicher) und Sven Ebeling (Leiter der Freizeitpädagogik), beide organisieren die Fußballgruppen, rufen den bunten Haufen auf den Platz. Der besticht personell und optisch durch Vielfalt: Lionel Messi ist dabei, Cristiano Ronaldo darf auch nicht fehlen und selbst Michael Ballack gibt sich in Trikotform zwischen den vielen weiteren Vereins- und Nationalmannschaftsshirts die Ehre. Schnell werden daraus wieder Marcel, Erik, Julius, Sean, Stefano und Co. – und dennoch: Im Stolz, ihre jeweiligen Farben zu tragen, nehmen sie sich nicht viel von ihren Idolen. Abwechslungsreich ist die Gruppe auch, weil immer wieder neue Spieler dazustoßen. So wie Ramona Bleck. „Ich habe noch nie Fußball gespielt und möchte es heute mal ausprobieren. Außerdem schadet ein bisschen Sport ja ohnehin nicht“, sagt sie. Tischendorf und Ebeling zählen mittlerweile auf einen festen Stamm von 15 bis 20 Teilnehmenden, der sich montags regelmäßig einfindet. Heute sind es ein paar mehr, dennoch bleibt der Ablauf gleich: Zum Warmlaufen werden ein paar Runden um den Platz gedreht.

Neuerkeröder Kickers
Für die Fußballgruppe – die Neuerkeröder Kickers, wie sie sich seit Kurzem nennen – hat sich mit den Montagsrunden ein Kreis geschlossen, der vorher unterbrochen war. Denn im vergangenen Jahr, mit der Auflösung des Neuerkeröder Sportklubs, war der organisierte Fußball im inklusiven Dorf zunächst ins Stocken geraten. Neues Leben eingehaucht hat ihm Felix Tischendorf, der während seiner Ausbildung zum Heilerziehungspfleger im Dorf wohnt und selbst Fußballfan ist. „Anfangs haben wir uns zu dritt auf dem Platz getroffen. Daraus sind dann der Wunsch und die Idee entstanden, sich regelmäßiger zum Spielen zu treffen“, erinnert sich Tischendorf. Mittlerweile ist der Zuspruch entsprechend groß und muss über zwei Gruppen geregelt werden. „Wer hier kommt, der hat Bock zu kicken. Dabei ist es egal, ob man den Ball beherrscht oder nicht, alle sind willkommen“, freut sich Ebeling. Er wollte das ehrenamtliche Engagement von Tischendorf unbedingt personell und organisatorisch unterstützen: Als Leiter der Freizeitpädagogik nahm er die Fußballgruppe mit ins Freizeitprogramm auf und gab ihr wieder einen festen Platz.

Eine runde Sache
Auf dem Neuerkeröder Fußballplatz rollt derweil der Ball. Es wird gedribbelt, gepasst, geschossen, sich gegenseitig angefeuert und wenn ein Tor fällt, wird gemeinsam gejubelt: Fußball in Neuerkerode ist wieder eine runde Sache.
Im Dorf Neuerkerode setzen wir bei der Umsetzung von Inklusion und Teilhabe traditionell auf ein umfangreiches Freizeitprogramm, das für Aktivität, Bildung und Unterhaltung steht. Im Fokus der freizeitpädagogischen Arbeit steht die Befähigung zur persönlichen Freizeitgestaltung. Als Übungsrahmen werden das ganze Jahr über regelmäßige Veranstaltungen, gesellige Abende, aber auch zahlreiche Ausflugsmöglichkeiten angeboten.
Text: Thomas Pöllmann // Fotos: Bernhard Janitschke