Reine Luft, starker Strom und Piranhas im Wasser

– Hinter den Kulissen –

Unterwegs mit dem Technischen Dienst im Krankenhaus Marienstift: Damit der Klinikalltag reibungslos funktioniert, braucht es viele helfende Hände im Hintergrund – eine zentrale Rolle spielt dabei der Technische Dienst. Ein Rundgang hinter die Kulissen mit Dennis Junker, Mitarbeiter im Technischen Dienst.

Reine Luft und sicheres Klima

Was man als Patient:in kaum bemerkt, ist für den Alltag im Krankenhaus unverzichtbar: saubere, angenehm temperierte Luft. Hoch oben unter und auf dem Dach unseres Krankenhauses sorgt dafür eine gigantische Lüftungsanlage. Durch eine zwei Meter breite Ansaugöffnung wird Außenluft eingesogen und aufwendig gereinigt: Mehrere Filterstationen
befreien sie von Pollen, Staub und anderen Schmutzpartikeln. Dennis Junker erläutert: „Dann wird die gereinigte Luft über unterschiedliche Zuläufe verteilt: z.B. in die Eingangshalle,
auf die Intensivstation – und besonders anspruchsvoll – in die Operationssäle.“ Dort gelten strengste Regeln: „Spezielle Feinstfilter verhindern, dass winzige Keime in die OP-Bereiche
gelangen. Ein gezielt erzeugter Überdruck der Luft im OP sorgt dafür, dass beim Öffnen von Türen keine verunreinigte Luft eindringen kann.“ Die Technik dahinter: Filterkammern,
so groß, dass man hindurchkrabbeln könnte, rotierende Trommeln, automatische Heiz- und Kühlsysteme und Brandschutzklappen. Oben auf dem Dach: riesige „Tischventilatoren“
– gewaltige Klimaanlagen mit der Kraft von mehreren Hunderttausend Watt.

Wärme und Kälte

Ein Geflecht aus Leitungen: dicke schwarze Rohre für die Kälte, silberfarbene für warme Luft und Frischluft. Herzstück der Kälteversorgung sind drei mächtige Kühlanlagen. „Aktuell
reicht eine davon aus, um das gesamte Krankenhaus zuverlässig zu versorgen. Fällt einmal eine aus, springt sofort die Reserve ein – ganz automatisch, ohne dass Patient:innen etwas davon merken“, erklärt Dennis Junker.

Die zentrale Steuerung der Lüftungsanlage

Unter dem Dach liegt die zentrale Lüftungsanlage. Hier wird alles überwacht und gesteuert – von Temperatur, Luftfeuchte über Luftmenge. In den Steuerkästen laufen die Daten zusammen. Die meisten Befehle werden über eine spezielle Software am Computer gegeben. So können die Mitarbeitenden für definierte Bereiche die Temperatur oder die Luftfeuchtigkeit einstellen. „Theoretisch wäre es sogar möglich, einzelne Räume in einen tropischen Regenwald zu verwandeln“, scherzt Dennis Junker. Der Zugriff auf die Schaltzentrale ist streng geschützt und nur speziell geschulten Mitarbeitenden erlaubt.

Sauerstoff – lebenswichtiger Vorrat

Sauerstoff Tank im KHM

Ob auf der Intensivstation, im OP oder auf der Normalstation – die zuverlässige Versorgung mit Sauerstoff kann im Ernstfall Leben retten. Vor dem Krankenhaus steht ein Tank mit fast 4.500 Litern Inhalt. „Etwa alle drei Wochen kommt ein Laster, um ihn wieder aufzufüllen“, erläutert Dennis Junker. Was viele nicht wissen: Der Sauerstoff ist nicht einfach ein technisches Gas – er gilt offiziell als Medikament und ist verschreibungspflichtig. Auch hier sind gleich mehrere Sicherungssysteme eingebaut. Neben der Hauptanlage gibt es eine komplette Ersatzanlage für den Notbetrieb. Zusätzlich stehen mobile Sauerstoffflaschen bereit. „Diese doppelte Redundanz garantiert, dass die Sauerstoffversorgung selbst im absoluten Ausnahmefall gesichert ist.“

Medizinische Druckluft

Medizinische Druckluft wird zum Beispiel für Beatmungsgeräte, Absaugsysteme oder in der Sterilgutaufbereitung verwendet – überall dort, wo es auf Präzision und Sauberkeit ankommt. Im Marienstift wird dieses offiziell als Arzneimittel eingestufte Produkt selbst hergestellt. Der Weg dorthin beginnt mit starken Kompressoren, die Luft ansaugen, komprimieren und in einem 1.000-Liter-Vorratsbehälter speichern. Doch die Luft ist anfangs noch „schmutzig“. Deshalb geht sie in die Reinigung: Zuerst durch zwei Filter und einen Trockner, dann durch eine dreistufige Aufbereitung. Zwei baugleiche Kompressoranlagen arbeiten dabei im Wechsel – oder springen im Notfall füreinander ein. 

Auch bei Stromausfall voll funktionsfähig

In einem Krankenhaus dürfen lebenswichtige Geräte nicht stillstehen. Herzstück für die lückenlose Stromversorgung am Marienstift ist die sogenannte Niederspannungshauptverteilung. Hier fließt der Strom vom Energieversorger ein – mit satten 20.000 Volt. In eigenen Transformatorenhäusern auf dem Gelände wird diese Hochspannung dann auf haushaltsübliche Werte heruntergeregelt. Kommt es zu einem Stromausfall, übernimmt innerhalb von maximal 15 Sekunden automatisch ein gigantischer Dieselgenerator die Stromversorgung und stellt den Betrieb des Krankenhauses sicher. Dieser steht in einem eigenen Container auf dem Gelände, bringt bei der Stromerzeugung Windgeschwindigkeiten von bis zu 100 km/h hervor und zeigt eine Leistung von 600 kVA – „Genug, um ein ganzes Dorf mit Strom zu versorgen“, erläutert Dennis Junker. Damit alles reibungslos funktioniert, wird die Anlage täglich kontrolliert und einmal im Monat im Probelauf gestartet. Für die Überbrückungszeit von maximal 15 Sekunden puffern Akkus und Batterien wichtige Bereiche wie Intensivstation, OP oder Beatmungssysteme. Diese halten mindestens eine halbe Stunde durch.

Brandschutz

Eine Brandschutzanlage erfüllt zahlreiche wichtige Aufgaben, um Menschenleben zu schützen, Sachwerte zu bewahren und den Betrieb von Gebäuden aufrechtzuerhalten. Zu ihren zentralen Funktionen gehört in erster Linie die frühzeitige Erkennung von Bränden, was mithilfe von Rauch-, Wärme- oder Flammenmeldern geschieht. Sobald ein Brand erkannt wird, sorgt die Anlage für eine unmittelbare Alarmierung der anwesenden Personen durch akustische und optische Signale. Gleichzeitig erfolgt in vielen Fällen eine automatische Weiterleitung des Alarms an die Feuerwehr oder eine Sicherheitszentrale, um schnellstmöglich Hilfe zu mobilisieren. Ergänzt wird dies durch Rauchund Wärmeabzugsanlagen, die dafür sorgen, dass sich giftige Gase nicht unkontrolliert im Gebäude ausbreiten und Flucht- sowie Rettungswege rauchfrei bleiben. Zusätzlich tragen bauliche Maßnahmen wie Brandschutztüren und -klappen dazu bei, eine Ausbreitung von Feuer und Rauch auf andere Gebäudeteile zu verhindern. Eine BOS-Funkanlage (Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben) sorgt dafür, dass die Feuerwehr und andere Sicherheitsbehörden auch in tiefen Kellergeschossen zuverlässig funken können.

Hygiene auf höchstem Niveau – so wird OP-Besteck sterilisiert

Bevor Skalpell, Scheren und anderes Besteck wieder im OP zum Einsatz kommen, durchlaufen sie eine hochpräzise Aufbereitung – ein Prozess, der im Untergeschoss des Krankenhauses beginnt und mit speziellem Wasser startet: sogenanntem VE-Wasser – völlig entsalztes, entmineralisiertes Wasser. In einer großen Osmoseanlage wird es aufbereitet. Das Ergebnis: ein Wasser, das regelrecht „aggressiv“ auf organische Rückstände wirkt – wie „kleine Piranhas, die jeden Schmu tz auflösen, ohne Kalk- oder Salzflecken zu hinterlassen.“
In der Sterilisationsabteilung selbst läuft die Aufbereitung in drei streng getrennten Zonen ab: Unreinraum, Reinraum und Reinstraum. 

Zunächst wird das benutzte OP-Besteck unter anderem in Ultraschallbecken vorgereinigt und mit VE-Wasser gespült. Anschließend geht es in das Reinigungsdesinfektionsgerät. „Eine Art Hochleistungsgeschirrspüler, der mit hohen Temperaturen und speziellen Anschlüssen selbst kleinste Hohlräume in den Instrumenten reinigt und thermisch desinfiziert.“ Im Anschluss werden die OP-Bestecke neu zusammengestellt, verpackt und dampfsterilisiert. Bei 134 Grad werden alle Keime zuverlässig abgetötet. Erst zum Einsatz im OP wird die sterile Verpackung wieder geöffnet. 

Text: Petra Neu // Fotos: Bernhard Janitschke

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