Damit hatte ich nicht gerechnet

– Tagesförderstätte –

Mit Wachstum kennen sie sich von Berufs wegen aus in der Tagesförderstätte (TGF) Natur und Umwelt der Neuerkeröder Wohnen und Betreuen GmbH (WuB). Fernab von Beeten und Feldern sprießt aktuell am Standort des früheren Gärtnerei- und Blumenladens ein bisher nicht da gewesenes Gebäude in die Höhe: der Neubau der TGF Natur und Umwelt in Neuerkerode.

„Ich kann es kaum erwarten, dass wir in das neue Gebäude ziehen“, freut sich die Beschäftigte Sian Camp.

Das moderne, barrierefreie und bald fertige Zuhause der TGF soll demnächst bezugsfertig sein und wird dann den ehemaligen Arbeitsbereich Bogenhalle ablösen. Großzügig geschnittene Gruppenräume mit Küchen, Werkräumen, Umkleiden sowie ein Pflegebad ermöglichen den 37 Teilnehmenden und Mitarbeitenden eine zeitgemäße Gestaltung ihrer Beschäftigungs- und Tagesstrukturen auf knapp 650 Quadratmetern Fläche. Gewachsen ist auch der Bereich Arbeit und Beschäftigung insgesamt. Nach dem Teilbetriebsübergang der esn – Gesellschaft Mehrwerk gGmbH in die WuB sind Expertise, Kompetenz und Angebote in diesem Feld gebündelt und damit die Möglichkeiten der beruflichen Teilhabe von Menschen mit Behinderung gestärkt worden. „Die Wunschvorstellung ist es, dass wir in unserem Bereich arbeitsanbahnende Prozesse fördern und damit Teilnehmende für einen guten Übergang in den Berufsbildungsbereich oder die Werkstatt qualifizieren. In Form eines ausgelagerten WfbM-Platzes wäre das dann sogar weiter hier vor Ort möglich“, sagt Johanna Trillhose, Koordinatorin des Bereich TGF Natur und Umwelt. So könne der Weg für Teilnehmende aus der Tagesförderung in Neuerkerode in den Berufsbildungsbereich oder die Klostergärtnerei Riddagshausen – einem Werkstatt-Standort, der vorher von der Mehrwerk organisiert wurde – leichter gelingen. Weiterhin aber bleibt die TGF ein Standort für alle Beschäftigten und Teilnehmenden ohne die Vorgabe eines Mindestmaßes an wirtschaftlich verwertbarer Arbeit, wie sie in den Werkstätten durch das Gesetz vorgeben ist. Heißt vereinfacht: Hier stehen das Erlernen tagesähnlicher Beschäftigungsstrukturen im Vordergrund – ohne einen Produktionsdruck.

Neubau der TGF Natur und Umwelt in Neuerkerode

Auf 664 m² Grundfläche entstehen fünf Gruppenräume mit Pantryküche, ein Werk-, ein Aufenthalts- und ein Ruheraum sowie ein Bereich für Arbeitsvorbereitungen. Für die Fachanleitungen wird es Büros mit WC, Dusche und Umkleiden geben sowie Umkleiden und WCs für mitarbeitende Bürger. Zudem gibt es ein Pflegebad.

„Für die Beschäftigten ist es zum Beispiel eine schöne Erfahrung, dass sie den Kreislauf der Umwelt miterleben und mit ihrer Tätigkeit vom Pflanzen des Samens über das Ernten des Gemüses bis hin zur Verköstigung der Frucht einen ganzheitlichen Ablauf verfolgen können“, nennt Trillhose ein Beispiel aus der TGF. Viele dieser Schritte werden bald im neuen Gebäude erfolgen. Darauf freut sich schon die Beschäftigte Sian Camp. Sie ist nach dem Berufsbildungsbereich sowie einer Qualifizierungsmaßnahme in der Klostergärtnerei Riddagshausen nach Neuerkerode gekommen. Sie ist gern im inklusiven Dorf, bindet am liebsten Blumensträuße oder Adventsgestecke und übernimmt auch zum Teil den Verkauf. Mit dem Neubau wächst der Kreislauf wieder zusammen, der mit dem dafür notwendigen Abriss des Blumenladens und seiner Gewächshäuser für einige Zeit unterbrochen war. „Ich kann es kaum erwarten, dass wir in das neue Gebäude ziehen, weil es natürlich moderne, neue Räume sind und weil es dort einen Extra-Arbeitsraum gibt, in dem ich meine Sträuße binden kann“, erzählt Camp.

Text: Thomas Pöllmann // Fotos: Bernhard Janitschke

Zur Inhaltsübersicht

Mehr zur Tagesförderung