Symbolbild bunte Punkte

Wiedersehen nach 30 Jahren

Bildungszentrum am Marienstift feiert mit Absolventen der letzten Jahre und Jahrzehnte das Ende der „alten“ Pflegeausbildung.

Klassentreffen-Feeling auf dem Soldekk in Braunschweig. Mit den Worten „Ist das wirklich 30 Jahre her?“ sind sich ehemalige Auszubildende der Gesundheits- und Krankenpflege oder der Altenpflege in die Arme gefallen.

Die Ausbildung im pflegerische Bereich wurde in den letzten Jahrzehnten immer wieder reformiert und verändert. Aus „Krankenschwestern“ wurden „Gesundheits- und Krankenpfleger:innen“ oder „Altenpfleger:innen“. Seit 2020 gibt es die neue generalistische Pflegeausbildung, welche die Altenpflege und die Krankenpflege vereint hat und nun „Pflegefachmänner und -frauen“ ausgebildet werden. In diesem Jahr haben die letzten Ausbildungskurse der „Gesundheits- und Krankenpflege“ und der „Altenpflege“ ihr Examen abgeschlossen. Damit geht auch eine Ära zu Ende.

"Ihr habt alle etwas aus euch gemacht!"

„Wir haben uns gedacht, das ist ein Grund alle zusammen zu holen und gemeinsam zu feiern!“ begrüßte Schulleiterin Margit Weithäuser ihre ehemaligen Schüler:innen. „Ihr habt alle etwas aus euch gemacht, ihr wart an dieser Schule, seid der Pflege treu geblieben, und viele haben sich weiterqualifiziert, sind jetzt Leitungskräfte, Pflegedirektoren oder haben andere Fachweiterbildungen gemacht. Andere sind Ärzte und Psychologen geworden und vieles mehr - aber die Pflege, das ist unsere gemeinsame Basis!“

Margit Weithäuser, Schulleiterin
Dr. Jan Wolff

„Ich freue mich, dass so viele Leute gekommen sind! Ich wünsche mir, dass wir in Zukunft wieder mehr zusammen feiern können!“ sagte Dr. Jan Wolff, Geschäftsführer Krankenhaus Marienstift und wandte sich auch an die Absolvent:innen, die nach ihrer Ausbildung nicht in der Unternehmensgruppe geblieben sind: „Im Marienstift tut sich im Moment unheimlich viel, wir gehen optimistisch und mit viel Power voran und wir entwickeln uns immer weiter. Wenn Sie wieder zurück kommen wollen, wir haben immer ein offenes Ohr für Sie!“

Auch Franziska Lau und Ariane Stanko vom Senioren- und Pflegeheim Bethanien und Haus St. Vinzenz, sowie Nicole Lübbecke von den Diakoniestationen Harz-Heide, alle drei ehemalige Schülerinnen am Bildungszentrum, schlossen sich Dr. Wolff an: „Die Altenhilfe benötigt genau Leute wie Sie, kommen Sie gerne auf uns zu!“

Franziska Lau
Nicole Lübbecke von den Diakoniestationen Harz-Heide

Stimmen von ehemaligen Auszubildenden

"Es war viel strenger"

Britta Lübeß und Claudia Rohs haben 1992 gemeinsam ihr Examen als „Krankenschwester“ gemacht. „Ich bin stolz auf meinen Titel und möchte auch nicht anders genannt werden!“ berichtet Claudia Rohs, die mittlerweile ein Pflegeheim in Groß Schwülper leitet. Gemeinsam erinnern sie sich an ihre Ausbildungszeit zurück. „Damals war es ganz anders, sehr streng. Ich habe noch im Schwesternwohnheim gewohnt. Wir mussten jeden Sonntag in die Kirche und ‚körperliche Ertüchtigung‘ auf dem Gelände machen. Oben standen dann alle an den Fenstern und haben applaudiert.“ erzählt Britta Lübeß, heute Intensiv Krankenschwester im Klinikum Gifhorn. „Einmal haben wir das Skelett verkleidet, mit Kleid, Hut und einer Zigarette im Mund“, erinnern sich die beiden lachend. Bei der ehemaligen Schulleitung kam das gar nicht gut an.

Aber sie denken auch gerne an die strenge Ausbildungszeit zurück „Wir haben viel gelernt und ein Gespür für die Patienten bekommen, das kann man nicht erklären. Man kommt in ein Patientenzimmer und weiß, ob etwas nicht stimmt.“ so Rohs. „Wir haben gelernt, schnell aber konzentriert zu arbeiten und nicht ständig zu jammern.“ ergänzt Britta Lübeß, „das fehlt heutigen Azubis oft!“

"Ich wurde gesehen und ermutigt"

Izabella Snopek hat 2019 ihr Examen in der Altenpflege gemacht. „Ich wurde gesehen in der Ausbildung und von Frau Weithäuser ermutigt, mich noch weiter zu qualifizieren. Daher habe ich nebenher noch Pflegewissenschaften an der Ostfalia Hochschule in Wolfsburg studiert. Das konnte man damals noch ausbildungsbegleitend machen. Ich bin als Pflegefachkraft bei den Diakoniestationen geblieben und immer noch voll mit Herz dabei. Mein Team in der Filiale Schwarzer Berg ist toll, wir haben auch schwerere Zeiten zusammen gemeistert!“ Sie hat mittlerweile auch die Qualifizierung zur Palliativ-Fachkraft gemacht und steht kurz vor der Qualifizierung zur Wundexpertin. Izabella Snopek ist wissbegierig und so studiert sie neben der Arbeit als ambulante Pflegefachkraft „Lehramt für Pflegeberufe“ im Master an der Uni Magdeburg. Derzeit macht sie ein Praktikum im Bildungszentrum, um den Alltag als Lehrkraft kennenzulernen. „Ich bin auch Praxisanleiterin für die Auszubildenden, und es macht mir so viel Spaß, das Wissen weiterzugeben.“

An ihre Ausbildung erinnert sie sich gerne zurück: „Es sind tolle Freundschaften entstanden, und wir haben immer noch guten Kontakt zu unserer tollen Klassenlehrerin, die immer noch mit dem Herzen bei uns ist. Ich glaube wir waren eine besondere Klasse mit vielen verschiedenden Charakteren, Kulturen und einem tollen Zusammenhalt. Und auch die 22km Wanderung im Harz auf der Klassenfahrt werden wir nie vergessen, da sprechen wir heute noch von!“

Die Lehrkräfte haben mich zu dem gemacht, was ich heute bin!"

Caroline Ross ist seit 2003 examinierte Krankenschwester. „Bevor ich ins Marienstift gekommen bin, war ich schulisch nicht so die Glanzleuchte. Dann bin ich ans Bildungszentrum gekommen, und die haben mich sehr wahrgenommen. In der Ausbildung konnte ich zeigen, dass ich doch eine ‚Leuchte‘ bin. Und das war super. Die Lehrkräfte habe mich zu dem gemacht, was ich heute bin!“ Auf die Frage, wieso sie nach der Ausbildung im Krankenhaus Marienstift geblieben ist antwortete sie: „Das Marienstift ist ein Stück Heimat für mich, eine große Familie!“ Heute trifft sie ehemalige Klassenkameraden:innen, die sie schon seit Jahren nicht mehr gesehen hat. „Das ist toll und macht Spaß!“

Caroline Ross und Evelyn Wienzek
"Es war toll und intensiv"

Dr. Alexander Skopp, heute Arzt in einer hausärztlichen Gemeinschaftspraxis in Braunschweig Wenden, war einer der ersten „Gesundheits- und Krankenpfleger“ und hat 2006 sein Examen gemacht. „Meine Liebe für die Medizin war schon vorher da, aber die geballte Praxis und Vielseitigkeit der Ausbildung zu erleben, war schon toll und sehr intensiv!“ Er erinnert sich gerne an die familiäre Atmosphäre, den Zusammenhalt und die gute Gemeinschaft. Seine ehemalige Schulleiterin, Margit Weithäuser, begrüßt er mit einer herzlichen Umarmung. „Es ist schön, heute so viele Gesichter wieder zu sehen und auch immer noch im guten Kontakt zu den Kollegen zu sein, die heute z.B. in der Notaufnahme im Marienstift arbeiten.“ so Skopp.

Dr. Skopp und Schulleiterin Weithäuser

Viele Absolventen:innen sind auch nach ihrer Ausbildung in Kontakt geblieben, in gemeinsamen Gruppenchats tauschen sie sich aus . Zum Teil sind tiefe Freundschaften entstanden. Pflege verbindet, das hat man an diesem Abend über den Dächern von Braunschweig eindeutig gespürt.

Impressionen

Fotos: Verena Meier