Patientin der tagesklinik Psychosomatik des Lukas-Werkes

24 Stunden Ich

Wenn Jana M. (Name von der Red. geändert) aus ihrer jüngsten Vergangenheit berichtet, klingt das bedrückend. „Ich hatte eine Schwere in mir, fast wie Betonklötze. Gleichzeitig eine innere Leere und das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Es war schon eine Hürde, morgens aufzustehen. Ich hatte extreme Stimmungsschwankungen, war unausgeglichen, das Gedankenkarussell drehte sich unentwegt. Ich war so unglaublich erschöpft.“ Schon ein Spaziergang von 15 Minuten strengte die 23-jährige Erzieherin an, einen Raum gefüllt mit Menschen konnte sie keine halbe Stunde aushalten. Jeder soziale Kontakt war einer zu viel.

„Trotzdem dachte ich damals: Ich brauche nur mal einen erholsamen Urlaub. Dann geht es mir wieder besser.“ Doch auch das half nicht. Irgendwann stellte eine Kollegin bei der Arbeit eine harmlose Frage zum Wochenende. Jana M. brach zusammen und konnte kaum aufhören zu weinen. Nur weil ihr Team sie dazu drängte, ging sie zum Arzt. Die Diagnose: Depressionen.

Heute weiß Jana M., wie es dazu kam: „Ich habe mich für andere aufgeopfert.“ Gründe dafür gab es damals genug: Bei der Arbeit übernahm sie gern zusätzliche Aufgaben. Ihr Partner ist selbst psychisch instabil, ihr Vater erlitt einen Schlaganfall, Unfälle durchkreuzten das Leben von Jana M. Bei einem starb ein Freund, bei dem anderen wurde ihr Bruder schwer verletzt. „Das war alles zusammen der Super-GAU.“

Therapeutin der Tagesklinik Psychossomatik im Patientengespräch

Die Mitte finden

In der im vergangenen November eröffneten ambulanten Reha-Tagesklinik für Psychosomatik der Lukas-Werk Gesundheitsdienste fand Jana M. schließlich wieder ihre Mitte. Dort nutzte sie ein breites Angebot aus Kreativ-, Physio- und Musiktherapie aus Gruppen- und Einzelgesprächen. Sie besuchte eine Stressbewältigungsgruppe, machte Sport, lernte Entspannungsmethoden und Achtsamkeitspraktiken kennen. Besonders gefiel Jana M. das Zeichnen im Rahmen der Ergotherapie, wo „der Kopf schweigt, weil ich mich voll auf das konzentriere, was ich mache.“ Ganz viel haben ihr auch der Austausch und die Gespräche in den Gruppen gegeben – „mit Menschen, die denselben Mist erlebt haben wie ich. Das tut einfach gut.“

„In der Regel kommen die Patienten fünf Wochen in die Reha-Tagesklinik“, erläutert die dortige psychologische Psychotherapeutin Swantje Röske. Im Rahmen des ambulanten Konzeptes der Einrichtung halten sich Patienten von 8.30 bis 16 Uhr in der Tagesklinik auf, die Abende und das Wochenende verbringen sie aber im vertrauten Zuhause. Röske sieht darin eine besondere Chance:

„Was am Tage bei uns gelernt wird, kann sofort zu Hause umgesetzt werden.“

Zurück ins Berufsleben

Auch Jana M. nimmt solche Erkenntnisse mit in ihren Alltag außerhalb der Reha-Tagesklinik. „Ich bespreche dann vieles gleich mit Menschen in meinem Umfeld.“ Ihre Mutter bat sie, darauf zu achten, ob Jana sich schminkt. „Als ich mitten drin war in der Depression habe ich das nicht gemacht, weil es mir viel zu anstrengend erschien, mich am Abend abschminken zu müssen. Wenn meine Mutter darauf achtet, wirkt das wie ein Frühwarnsystem.“

Anfang des Jahres startete für die Erzieherin die Wiedereingliederung in das Berufsleben. Sie geht gestärkt aus ihrer ambulanten Therapie. Ihre wichtigste Erkenntnis: „Ich bin der Mensch, mit dem ich 24 Stunden am Tag zusammen bin. Und deshalb muss ich für mich selbst am meisten Sorge tragen und darf andere Bedürfnisse nicht vor meine eigenen stellen.“

Informationen zur ganztägig ambulanten Tagesklinik Psychosomatik des Lukas-Werkes

Mit dem neuen Angebot im Reha-Zentrum St. Leonhard in Braunschweig möchte das Lukas-Werk eine Versorgungslücke in der ambulanten rehabilitativen Behandlung von Menschen mit psychischen und psychosomatischen Erkrankungen schließen.

In der ambulanten Reha-Tagesklinik in Braunschweig werden alle Formen von psychosomatischen Störungen behandelt, unter anderem Schlaf-, Schmerz- und Angststörungen, seelische Erschöpfung, Depressionen, Trauma-Folgeerkrankungen, Tinnitus, Zwangserkrankungen und Persönlichkeitsstörungen.

Ziel der Behandlung dort ist es, eine höhere Leistungsfähigkeit und eine bessere Lebensqualität sowohl im Beruf als auch im Privatleben zu erreichen.

Das Behandlungskonzept ist auf die individuellen Bedürfnisse der zu behandelnden Menschen ausgerichtet. Ein wichtiger Schwerpunkt ist die Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit sowie die Entwicklung einer positiven Berufsperspektive.“

Kontakt:
t 0531.180 537 30
rehazentrum-braunschweig@lukas-werk.de

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