Cannabisprävention im Klassenzimmer

Mit dem „Grünen Koffer“ bringt das Lukas-Werk Prävention in die Schulen. 

Ein Stuhlkreis in der achten Klasse der OBS Sickte. Fabienne Lohmann beginnt mit einer einfachen Aufwärmfrage an die Schüler:innen: „Wer von euch liest gerne Bücher?“ Einige wenige stehen auf. „Wer von euch isst gerne Pommes?“ Diesmal stehen viele Jugendliche selbstbewusst auf. „Wer von euch weiß, was THC bedeutet?“ Es folgt ein kurzes Zögern, vereinzelt erheben sich einige.

Mit dieser Fragerunde schafft die Präventionsfachkraft des Lukas-Werks in Wolfenbüttel einen lockeren Einstieg in ihre Doppelstunde. Im Gepäck hat sie heute den „Grünen Koffer“ – ein Projekt zur Cannabisprävention. Ziel ist es, niedrigschwellig mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Lohmann erklärt: 

„Das Thema ist spätestens mit der Teillegalisierung sehr aktuell geworden. Viele Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder gut informiert sind. Die Schulen fragen das Projekt so häufig an, dass wir genau schauen müssen, wie wir den Bedarf decken können.“

Nach dem Einstieg werden vier interaktive Stationen im Klassenraum aufgebaut, an denen die Jugendlichen in Kleingruppen arbeiten.

Sie diskutieren zum Beispiel darüber, ob Cannabis die Kreativität fördert – und ordnen diese Aussage als richtig oder falsch ein. Sie überlegen, wie kleinste Glassplitter in einen Joint gelangen können, lernen Grundlagen des Safer Use kennen und erfahren, was sogenannte „Edibles“ sind. „Mein Ziel ist es, über Risiken aufzuklären und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, welche negativen Folgen Cannabiskonsum haben kann“, betont Lohmann. „Viele Jugendliche kommen früher oder später mit Cannabis in Kontakt – verfügen aber oft nur über Halbwissen. Und das ist natürlich gefährlich.“

Videoeindrücke aus der 8. Klasse in der OBS Sickte

Eine Mauer gegen die Sucht

Nach 80 Minuten kommen die Achtklässler:innen erneut im Stuhlkreis zusammen. Was hat sie überrascht? Welche Station fanden sie besonders spannend? Wo fiel ihnen die Einordnung schwer – Missbrauch, Gewohnheitskonsum, Abhängigkeit? Und was nehmen sie für sich mit?

„Wichtig ist auch die Frage, wie ihr mit Stress oder Momenten umgeht, in denen es euch nicht gut geht oder ihr traurig seid“, sensibilisiert Lohmann in der Abschlussrunde. Zum Ende der Doppelstunde erstellt sie gemeinsam mit den Schüler:innen häufig sogenannte Glücksmomente-Plakate. „Macht euch klar, wann ihr Glückshormone ausschüttet – und nutzt das für euch. Denn das ist eure Mauer gegen Sucht.“ 

Lohmann steht den Schüler:innen der achten Klasse der OBS Sickte auch über die Doppelstunde hinaus zur Verfügung: „Egal ob zu Cannabis, Medien, Zigaretten oder Alkohol – als Präventionsfachkraft bin ich für alle unter 21 im Landkreis ansprechbar. Die Beratungen sind vertraulich, kostenfrei und anonym.“

Prävention im Lukas-Werk

Seit gut einem Jahr ist der von der ginko Stiftung für Prävention entwickelte „Grüne Koffer“ in der Fachambulanz Sucht des Lukas-Werks in Wolfenbüttel im Einsatz. Er wurde im Auftrag der BZgA vom IfT-Nord evaluiert und bundesweit verbreitet.

Darüber hinaus bietet das Lukas-Werk an seinen sechs Standorten in Südostniedersachsen viele weitere Präventionsprojekte für Schulklassen an. Denn zielgerichtete Suchtprävention leistet einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsförderung und Steigerung der Lebensqualität.
 

Mehr Infos

Das könnte Sie auch interessieren