Wenn im Herbst Stadtfeste wie das Altstadtfest in Bad Gandersheim oder das Einbecker Eulenfest tausende Besucher:innen anziehen, spielt Alkohol für viele eine Rolle. Doch ausgelassenes Feiern kann schnell gefährlich werden – vor allem, wenn Jugendliche beteiligt sind. Das Präventionsteam „Jugendschutz – Und Du?!“ im Landkreis Northeim – bestehend aus dem Erzieherischen Kinder- und Jugendschutz, der Lukas-Werk Gesundheitsdienste GmbH und der Polizeiinspektion Northeim – nimmt das Thema deshalb in diesem Monat in den Blick.
„Immer wieder treffen wir auf Besucher, die durch übermäßigen Konsum die Kontrolle verlieren. Das kann zu gefährlichen Situationen und Unfällen, aber auch zu aggressivem Verhalten führen, welches sich insbesondere bei Körperverletzungsdelikten widerspiegelt“, sagt Thomas Sindram von der Polizeiinspektion Northeim.
Gerade Jugendliche beginnen oft schon mit dem sogenannten „Vorglühen“. Dabei wird unbeaufsichtigt und ohne Rücksicht auf Jugendschutzbestimmungen getrunken. „In der Praxis erleben wir leider immer wieder, dass diese Regeln umgangen oder bagatellisiert werden – manchmal auch von Eltern“, erklärt Antonia Wloch vom Landkreis Northeim.
Gesundheitliche Risiken ernst nehmen
Viele unterschätzen die gesundheitlichen Gefahren. „Ein Irrglaube ist, dass sich Alkohol durchs Erbrechen aus dem Körper entfernen lässt. Denn er befindet sich längst im Blutkreislauf“, warnt Kimberly Zajonz von der Fachambulanz Sucht des Lukas-Werks. „Erbrechen ist vielmehr ein Warnsignal für eine Alkoholvergiftung. Wird es ignoriert, drohen Bewusstlosigkeit oder lebensbedrohliche Zustände.“ In solchen Fällen gilt: Betroffene in die stabile Seitenlage bringen und umgehend den Rettungsdienst rufen.

Prävention auf Stadtfesten
Damit es gar nicht erst so weit kommt, engagieren sich Polizei, Landkreis und Fachstellen direkt vor Ort. Bei verschiedenen Altstadtfesten in der Region informieren sie gemeinsam mit den Stadtjugendpflegen und der AWO über den verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol. Ein besonderes Highlight ist die Aktion „0,00 Promille für 1000 €“: Jugendliche zwischen 16 und 21 Jahren können ihre Atemalkoholkonzentration messen lassen. Wer 0,00 Promille hat, nimmt an einer Verlosung mit Geld- und Sachpreisen teil. Auch ein Rauschbrillen-Parcours verdeutlicht spielerisch, wie stark Alkohol Wahrnehmung und Reaktionsfähigkeit beeinträchtigt. Kimberly Zajonz betont:
„Prävention funktioniert am besten, wenn sie interaktiv ist und junge Menschen direkt anspricht.“
Erwachsene in der Vorbildrolle
Auch Eltern und Erwachsene tragen Verantwortung. „Das Verhalten der Erwachsenen hat einen entscheidenden Einfluss darauf, wie Kinder und Jugendliche mit Alkohol umgehen“, sagt Antonia Wloch. Die Polizei setzt dabei auf gemeinsames Handeln: „Wir wollen nicht nur kontrollieren, sondern die Menschen ermutigen, achtsam miteinander umzugehen. Wer feiert, sollte Verantwortung für sich und andere übernehmen“, ergänzt Thomas Sindram
Über das Netzwerk „Jugendschutz – und Du?“
Das Netzwerk „Jugendschutz – und Du?“ basiert auf einer langjährigen Präventionsarbeit zu verschiedenen Themen des Jugendschutzes. Regelmäßig organisieren wir kostenfreie Online-Elternabende, um Eltern über aktuelle Herausforderungen und Chancen im Bereich Jugendschutz zu informieren.
Für Fragen und Beratung – kostenlos, unverbindlich und unter Einhaltung der Schweigepflicht – stehen Ihnen die Präventionsfachkräfte der Lukas-Werks Gesundheitsdienste GmbH jederzeit zur Verfügung. Die Kontaktaufnahme ist telefonisch unter 05551. 908 206 0 und per E-Mail an fa-northeim@lukas-werk.de möglich.
Auch an den Erzieherischen Kinder- und Jugendschutz des Landkreises Northeim können Sie sich unter der Telefonnummer 05551.708295 und per E-Mail an jugendpflege@landkreis-northeim.de wenden.
Die Fachkräfte des polizeilichen Präventionsteams stehen Ihnen unter der 05551.70050 und per E-Mail praevention@pinom.polizei.niedersachsen.de zur Verfügung.
Das Beratungsangebot des Lukas-Werks richtet sich an alle Menschen, die Fragen zum Konsum von Suchtmitteln haben. Dies kann sich sowohl auf Alkohol, Medikamente, Nikotin, illegale Drogen, aber auch auf Glücksspiel und Medienabhängigkeit beziehen. Nicht nur die direkt Betroffenen profitieren von einer fundierten Beratung, sondern auch Angehörige, Freund:innen oder Kolleg:innen.