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Das ging schnell: Aus 1,5 Millionen Euro werden 73 Tausend Euro

Dr. Jan Wolff, Geschäftsführer Krankenhaus Marienstift, zur Finanzierung der Geburtshilfen:

"Während das Eckpunktepapier des Bundesgesundheitsministeriums noch Ende Oktober 1,5 Millionen € je Klinik zur auskömmlichen Finanzierung der Geburtshilfen vorgesehen hat, läuft es jetzt im Rahmen der Änderungsanträge auf eine scheinbar wesentlich geringere Summe hinaus.

Wir haben das mal überschlagen: Für #Niedersachsen sind für zwei Jahre 11.274.396 € eingeplant, also pro Jahr 5.637.198 €. Im Jahr 2021 wurden 76.442 Kinder in Niedersachsen geboren. In Deutschland ist die Anzahl der außerklinischen Geburten verschwindend gering. Von daher ergäbe sich pauschal ein zusätzliches Budget per Geburt in Höhe von 73,74 €. Für eine Klinik mit 1.000 Geburten ergäbe sich daraus ein zusätzliches Budget in Höhe von 73.740 €. Das hilft zwar etwas, ist aber bei weitem nicht genug, um eine auskömmliche Finanzierung zu gewährleisten.

Das Grund ist natürlich ganz einfach: Während im Eckpunktepapier noch ausschließlich Geburtshilfen im ländlichen Raum vorgesehen waren (Sicherstellungszuschlag), hat man jetzt eingesehen, dass praktische alle Geburtshilfen extrem unterfinanziert sind. Jetzt sind wesentlich mehr Kliniken betroffen. Die Gesamtsumme wurde aber nicht geändert, so dass nur noch sehr wenig je Klinik übrig bleibt.

Eins ist vollkommen klar: Das Gesetz kann so sein Ziel einer "auskömmlichen Finanzierung" der Geburtshilfe nicht erreichen. Die tatsächliche Unterfinanzierung der Geburtshilfe ist wesentlich größer.

Ihre Dimension wird am Beispiel der Betriebshaftpflichtprämien deutlich. Versicherungsmakler gehen derzeit von einem mittleren Aufschlag auf die Betriebshaftpflichtprämie eines Krankenhauses für das Betreiben einer Geburtshilfe in Höhe von 350 – 400 € je Geburt aus. Ein gesunder neugeborener Einling mit einem Aufnahmegewicht > 2499g (DRG P67E) führt in Niedersachsen zu einem Erlös von 651,62 € (ohne Pflegeentgelte). Nach Abzug der Haftpflichtprämie (400 €) bleiben also noch ca. 250 € für die Finanzierung der Ärzte, der Hebammen, des weiteren Personals (außer Pflege), der Sachkosten und der gesamten Infrastruktur. Hinzu kommen für die vaginale Entbindung der Mutter oberhalb der 33 Schwangerschaftswoche (DRG O60D) 1.920 €, welche bei weitem nicht ausreichen, um insbesondere auch die enormen Vorhaltekosten für die 24 stündige Präsenz des gesamten klinischen Personals zu finanzieren.

Mittlerweile sind außerdem nur noch sehr wenige Firmen bereit, Krankenhäuser mit Geburtshilfen zu versichern. Auch deswegen steigen die Kosten rasant.

Viele Krankenhäuser rechnen im Rahmen von Vertragsverlängerung mit einem Anstieg der Versicherungsprämien von fast 100% in den nächsten Jahren. Somit würden die zusätzlichen Mittel noch nicht einmal die steigenden Versicherungskosten decken."

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