Kim Hamann studiert derzeit Soziale Arbeit an der Ostfalia in Wolfenbüttel. Im vergangenen Jahr hat die 21-Jährige zwei Semester lang ein Projektpraktikum im Café Clara, dem Tagestreff des Lukas-Werkes für drogengebrauchende Menschen in Wolfenbüttel, absolviert und dort auch im Bereich Streetwork Erfahrungen gesammelt. Seit Ende Januar ist sie nun für ein fünfwöchiges Vertiefungspraktikum in der Fachambulanz Wolfenbüttel im Einsatz. Im Interview berichtet Kim Hamann darüber, was sie an der Suchthilfe interessiert, wer und was sie während ihres Praktikums im Lukas-Werk beeindruckt und was sie sich für die Arbeit in der Suchthilfe wünscht.
Als Studentin der Sozialen Arbeit stehen Ihnen viele Arbeitsbereiche offen – Warum haben Sie sich für das zweisemestrige Projektpraktikum für den Bereich Suchthilfe entschieden?
Ich hatte bereits erste Erfahrungen durch ein Praktikum in der Suchthilfe und wusste, dass ich mein Studium möglichst auf diesen Bereich auslegen möchte. Als es auf Projektsuche ging, wurde mir von einer Dozentin das Lukas-Werk empfohlen. Hier hat mich zunächst besonders die Streetwork interessiert. Ich wollte Erfahrungen in für mich neuen Bereichen sammeln und empfand die Tätigkeiten des Lukas-Werk sehr spannend.
Über das Café Clara
Welche Erfahrungen konnten Sie im Café Clara sammeln?
Im Café Clara geht es um niedrigschwellige Angebote in der Drogenarbeit, die ich kennenlernen durfte. Durch mein vorangegangenes Praktikum kannte ich einige Klient:innen bereits. Das hat die Kontaktaufnahme erleichtert. Besonders interessant fand ich die konsumakzeptierende Haltung, die ein fester Bestandteil in der Streetwork ist. Dabei wird die Selbstbestimmung der Klient:innen gestärkt und gleichzeitig geschaut, ob der Konsum reduziert oder sicherer gemacht werden kann. Das waren sehr spannende Einblicke. Besonders intensiv habe ich auch den nahen Klient:nnenkontakt auf Augenhöhe empfunden. Das hat mir eine sehr schöne Perspektive der Sozialen Arbeit geboten.

Was hat Sie überrascht?
Ich wurde von Beginn an von Klient:innen wahrgenommen und akzeptiert. Zuvor hatte ich Bedenken, dass ich weniger Einblicke bekomme und „nur“ die Praktikantin bin.
Aber es stellte sich früh heraus, dass man insbesondere im Café Clara und im Bereich Streetwork schnell eigenständig arbeiten und seine ganz eigenen Erfahrungen mit Klient:innen sammeln kann.
Über das Vertiefungspraktikum in der Fachambulanz
Derzeit absolvieren Sie ein Vertiefungspraktikum in der Fachambulanz Wolfenbüttel – Inwieweit unterscheidet sich die Arbeit dort von der im Café Clara?
In der Fachambulanz sind die Angebote weniger niedrigschwellig. Das ist eine andere Klientel als im Café Clara. Hilfsangebote werden dort viel eher von den Klient:innen angenommen und akzeptiert als in der niedrigschwelligen Suchtarbeit, so habe ich es zumindest wahrgenommen. Ich finde es spannend, die Unterschiede kennenzulernen –, niedrigschwellige und höherschwellige Angebote in der Suchthilfe. So kann ich mir einen guten Eindruck darüber verschaffen, wie vielfältig der Arbeitsbereich sein kann.

Zukunftspläne
Sehen Sie ihre berufliche Zukunft in der Suchthilfe?
Absolut, jede neue Erfahrung bestärkt diesen Wunsch. Die Vielfältigkeit und Abwechslung innerhalb der Suchtarbeit gefällt mir. Jeder Tag ist anders und nicht vorhersehbar. Das erschwert die Planung, betrachte ich aber auch als spannende Herausforderung. Ich freue mich sehr, in der Suchtarbeit Fuß zu fassen und einen eigenen Standpunkt zu finden.
Was wünschen Sie sich für den Bereich Suchthilfe?
Eindeutig, dass dieser Bereich mehr Anerkennung erfährt. Außerdem muss noch viel stärker Aufklärung stattfinden. Suchthilfe ist viel mehr als nur Drogenkonsum. Ich würde mir wünschen, dass das Thema weniger negativ und vorurteilsbehaftet wahrgenommen wird.