Neue Perspektiven kennenlernen, den Horizont erweitern und gleichzeitig Vorurteile abbauen – darum geht es bei dem bundesweiten Aktionstag Schichtwechsel, an dem in diesem Jahr erstmals auch der Berufsbildungsbereich der Mehrwerk, Teil der Evangelischen Stiftung Neuerkerode, teilgenommen hat. „Dass wir dabei sein wollen, war für uns gar keine Frage“, berichtet Saskia Schwarze, Leitung des Berufsbildungsbereichs. „Der Schichtwechsel ist eine tolle Möglichkeit für unsere Beschäftigten, den ersten Arbeitsmarkt kennenzulernen und neue Erfahrungen zu sammeln.“
Einer, der an dem Aktionstag teilgenommen hat, war Jeremias Dautermann. Eigentlich ist der 25-Jährige auf dem Kuba-Bildungscampus in Wolfenbüttel im Bereich Bürokommunikation und Mediengestaltung tätig. „Hier habe ich viele Freiheiten und kann meine Aufgaben selbstständig und in Ruhe abarbeiten“, erzählt der Braunschweiger. Doch im Rahmen des Aktionstages konnte Dautermann für einen Tag bei der Braunschweiger Tischlerei Stövesandt reinschnuppern. „Wir kooperieren bei Projekten mit dem Berufsbildungsbereich der Mehrwerk und hatten auch schon Praktikanten hier bei uns“, sagt Stövesandt-Geschäftsführer Michael Franke. „Deshalb mussten wir nicht lange überlegen, als die Anfrage kam.“

Das Unternehmen stellte Dautermann einen erfahrenen Mitarbeitenden an die Seite – und gab ihm die Aufgabe, ein Schachbrett zu bauen. „Hier konnte ich die vielen kleinen Arbeitsschritte kennenlernen, die es braucht, bis etwas fertig gestellt ist. Es ist wirklich eine Millimeterarbeit, weil die Teile sonst nicht zusammenpassen. Das war ganz schön aufwendig“, so Dautermann.
Getauscht hat er seine Schicht mit Leon Nordiek, Geselle bei Stövesandt. Für ihn ist es nicht der erste Wechsel in einen anderen Bereich. „Ich habe angefangen, Biotechnologie zu studieren. Da habe ich aber schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist“, erzählt er. „Ich muss mit meinen Händen arbeiten und sehen können, was ich geschafft habe. Da war Tischler genau das richtige für mich.“

Auf dem Kuba-Bildungscampus hat er im Rahmen des Aktionstages in Dautermanns Bereich reingeschnuppert. Ihm wurde ein Bildbearbeitungsprogramm nähergebracht, er wurde in die Handhabung einer Kamera eingewiesen und hat kleinere Aufgaben übernommen. Außerdem wurde er durch die Werkstatt geführt. Der 27-Jährige sagt: „Es war definitiv ein sehr abwechslungsreicher Tag für mich.“
Neben Stövesandt ließen sich noch weitere Unternehmen auf den Schichtwechsel mit dem Berufsbildungsbereich ein. Auch bei den Bauunternehmen Kümper+Schwarze und Kroker konnten Beschäftige ebenso wie in Einrichtungen der Diakoniestationen Harz-Heide reinschnuppern. Saskia Schwarze war den ganzen Tag unterwegs, hat bei allen einmal vorbeigeschaut. Sie sagt: „Alle waren wirklich begeistert und richtig stolz. Es sind tolle Begegnungen entstanden.“
„Es war toll, etwas Neues zu entdecken. Der soziale Aspekt am Kuba-Bildungscampus hat mich wirklich fasziniert.“
Leon Nordiek
Für sie ist schon jetzt klar, dass der Berufsbildungsbereich 2025 wieder am Schichtwechsel teilnehmen wird. Doch wie fällt das Fazit von Jeremias Dautermann und Leon Nordiek aus? „Es war ein spannender Tag. Ich habe vor Handwerkern wirklich enormen Respekt“, sagt Dautermann. Nordiek pflichtet ihm bei: „Es war toll, etwas Neues zu entdecken. Der soziale Aspekt am Kuba-Bildungscampus hat mich wirklich fasziniert.“
Bevor beide Feierabend machen konnten, verliehen sie dem Schachbrett noch gemeinsam den letzten Schliff. Jeremias Dautermann, begeisterter Schachspieler, durfte sein Werk anschließend sogar mit nach Hause nehmen. Es ist etwas, das von dem Tag lange bleiben wird – genauso wie die ganzen Erlebnisse und Erfahrungen, die von allen Teilnehmenden gemacht wurden.
