Energydrinks - Unterschätzte Gefahren für Jugendliche

Präventionsarbeit in der Suchthilfe hat viele Facetten. Deshalb werfen wir in einer Erklärreihe immer wieder einen Blick auf die unterschiedlichen Themen, mit denen unsere Expert:innen aus dem Lukas-Werk im Rahmen der Präventionsarbeit in Berührung kommen. Heute geht es um Energydrinks für Jugendliche. Das Präventionsteam „Jugendschutz – Und Du?“, in dem zwei Mitarbeiterinnen unserer Lukas-Werk Fachambulanz Northeim gemeinsam mit dem erzieherischen Kinder- und Jugendschutz im Landkreis und der Polizeiinspektion Northeim aktiv sind, warnt vor einem übermäßigen Konsum. Wieso und weshalb, darum geht es in diesem Artikel.

Zahlen, Daten Fakten
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Energydrinks sind bei Kindern und Jugendlichen äußerst beliebt. Sie versprechen einen schnellen Energieschub und gelten als „cool“. Dabei werden die typischen Auswirkungen eines übermäßigen Konsums oft unterschätzt, die Liste der gesundheitlichen Gefahren ist lang. Laut einer Studie der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA trinken rund 68 Prozent der Teenager in Europa Energydrinks. Einer Studie der DAK zufolge konsumiert in Deutschland jedes fünfte Schulkind zwischen zehn und 17 Jahren regelmäßig Energydrinks. Laut einer Erhebung des Bundesinstituts für Risikobewertung trinken 10 Prozent der Kinder und Jugendlichen bei Partys oder Computer-Spielen innerhalb eines kurzen Zeitraums sogar mehr als einen Liter.

Erhebliche Nebenwirkungen

„Energydrinks machen wach und kommen mit ihren süßen Geschmacksrichtungen gerade auch bei Kindern und Jugendlichen gut an“, sagt Kimberly Zajonz von der Lukas-Werk Fachambulanz Northeim. „Dabei unterschätzen viele die gesundheitsgefährdenden Ausmaße.“ Denn auch, wenn die Getränke kurzzeitig gegen Müdigkeit und Konzentrationsstörungen helfen würden, sei die Liste der unerwünschten Nebenwirkungen lang. Zu ihnen zählen Zittern der Gliedmaßen, Kopfschmerzen, Schweißausbrüche, Wahrnehmungsstörungen, Herzkreislaufstörungen, wie Herzrasen und Bluthochdruck, Wahrnehmungsstörungen, Magen- und Verdauungsstörungen, wie Übelkeit und Durchfall, sowie ein vermehrter Harndrang.

Außerdem könnten eine erhöhte Nervosität, Erregung, Angst und Reizbarkeit auftreten. „Ein erhöhter Verzehr von Energydrinks kann Herzrhythmusstörungen, Krampfanfälle und Nierenversagen auslösen und somit zu einem lebensbedrohlichen Zustand führen“, warnt Antonia Wloch vom Fachbereich Kinder und Familie des Landkreises Northeim.

 

Besonders gefährlich: Energy Shots

Doch ab wann spricht man von einem erhöhten Verzehr? Die maximal empfohlene Koffeinmenge liegt bei drei Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Wiegt jemand 66 Kilo sind das um die 200 Milligramm pro Tag. Somit würde etwas mehr als eine Dose Monster Energy mit 180 Milligramm pro 0,5-Liter-Dose oder drei Dosen Red Bull mit 80 Milligramm pro 250-Milliliter-Dose die maximal empfohlene Tagesdosis überschreiten. „Da Jugendliche in der Regel ein geringeres Körpergewicht als Erwachsene haben und ihre körperliche Entwicklung noch nicht vollendet ist, sind diese einer besonderen Gefährdung ausgesetzt“, betont Thomas Sindram von der Northeimer Polizei. Besonders warnt das Präventionsteam vor dem Konsum sogenannter Energy Shots: Sie enthalten bis zu 200 Milligramm Koffein – pro Liter 2000 bis 8000 Milligramm – und Taurin in einer erhöhten Konzentration. Eine Überdosis sei hier nicht ungewöhnlich.

 

Wechselwirkung mit Alkohol

„Aufgrund möglicher Wechselwirkungen besteht eine erhöhte Gefahr, eine Alkoholvergiftung zu erleiden“, sagt Lisa König von der Lukas-Werk Fachambulanz Northeim. „Der Geschmack des Energydrinks kann den des Alkohols überdecken, sodass der Konsum nicht deutlich wahrgenommen wird, was dazu führen kann, dass die Alkoholmenge häufig unterschätzt wird.“ Hinzu komme, dass sowohl Alkohol als auch der Konsum von Energydrinks die Herzfrequenz erhöhen und es so zu einer Belastung des Herzkreislaufsystems kommen kann.

 

Keine gesetzlichen Beschränkungen beim Verkauf

Auch wenn die WHO sich ausdrücklich für ein Verkaufsverbot von Energydrinks und Shots an Minderjährige ausspricht, gibt es bislang in Deutschland keine gesetzlichen Beschränkungen bezüglich des Verkaufs, sodass diese auch an Kinder und Jugendliche verkauft werden können. Das Netzwerk „Jugendschutz – Und Du?“ befürwortet eine freiwillige Verkaufsbeschränkung des Lebensmitteleinzelhandels von Energydrinks an über 16-Jährige. Doch unabhängig davon liegt der Erziehungsauftrag bei den Erziehungsberechtigten. „Sie tragen die Verantwortung für ihre Kinder. Es ist wichtig, dass Jugendliche, aber auch Erwachsene ein Risikobewusstsein entwickeln und Energydrinks verantwortungsvoll und nur in Maßen konsumieren“, sagt Antonia Wloch.

 

Über das Netzwerk

Das Netzwerk „Jugendschutz – Und Du!?“ beruht auf einer langjährigen Präventionsarbeit zu verschiedenen Jugendschutzthemen. In regelmäßigen Abständen werden unter anderem kostenfreie online Elternabende organisiert. Der nächste online Elternabend wird voraussichtlich am 6. Februar 2024 zum Safer Internet Day stattfinden. Für Fragen und Beratung – kostenlos, unverbindlich und unter Einhaltung der Schweigepflicht – stehen Ihnen die Präventionsfachkräfte des Lukas-Werks jederzeit zur Verfügung.

 

Präventionsarbeit im Lukas-Werk

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