Tag der Menschen mit Behinderung

Jedes Jahr am 3. Dezember ist Internationaler Tag der Menschen mit Behinderung. Anlässlich des Aktionstages an diesem Freitag sprachen wir mit Sabine Kohl. Die 49-Jährige ist seit September Teamleitung der Stationen M3 sowie der Klinik für Inklusive Medizin (KIM) im Marienstift. Durch ihre 14-jährige Tätigkeit als Krankenschwester auf der klinischen Station in Neuerkerode sammelte sie viele Erfahrungen im Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigung.

Frau Kohl, warum ist ein solcher Aktionstag aus ihrer Sicht sinnvoll und welche Funktion kann dieser erfüllen?

Er ist sinnvoll, weil ein Thema auf diese Weise ins Bewusstsein der Menschen geholt werden kann. In diesem Fall steht Inklusion im Vordergrund. Was bedeutet der Begriff und wie weit ist diese in unserer Gesellschaft schon vorangeschritten? Welche Probleme gibt es noch? Aber auch welche Fortschritte? Menschen mit Behinderung haben eine Möglichkeit, sich zu diesem Thema zu äußern und aus ihrem Leben zu berichten. Das Leben mit Behinderung darf kein Tabuthema mehr sein. Menschen mit Behinderung sind ein wertvoller Teil unserer Gesellschaft.

 

Welche besonderen Herausforderungen bringt die Arbeit mit Menschen mit Behinderung für Sie in der KIM mit sich?

Für Menschen mit Behinderung ist der Aufenthalt im Krankenhaus eine Ausnahmesituation. Sie werden aus ihrem geschützten häuslichen Milieu mit ihnen vertrauten Personen gerissen. Die Strukturen und Abläufe sind ihnen nicht bekannt. Auf solche Veränderungen können viele nicht adäquat reagieren. Sie ziehen sich zurück oder lehnen jegliche Hilfe und Therapie ab. Die Mitarbeiter der KIM müssen ein Vertrauensverhältnis aufbauen. Dafür ist ein hohes Maß an Empathie und Zeit erforderlich. Aber gerade der Zeitfaktor ist im täglichen Krankenhausalltag oft ein Problem. Man benötigt eine gute personelle Besetzung der Abteilung. Auf der KIM wird durch „Rooming in“ Angehörigen und Betreuern die Möglichkeit geboten, den Krankenhausaufenthalt zu begleiten.

 

Was wünschen Sie sich für ihre künftige Arbeit und das Thema Inklusion als solches in der Gesellschaft?

Für meine zukünftige Arbeit wünsche ich mir, dass wir die KIM optimal in die Krankenhausstruktur integrieren und eventuell noch weiter ausbauen. Und natürlich freue ich mich über jeden neuen Kollegen, der hier bei uns arbeiten möchte. Insgesamt sollte das Thema Inklusion noch stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken und seitens der Politik an der praktischen Umsetzung gearbeitet werden.

Das Leben mit Behinderung darf kein Tabuthema mehr sein. Menschen mit Behinderung sind ein wertvoller Teil unserer Gesellschaft.


Sabine Kohl, Teamleitung der Stationen M3 sowie der Klinik für Inklusive Medizin

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