Wenn Pia Marie Bülte und ihre Kolleg:innen von der Wohngruppe Gartenweg 10 die dort lebenden Menschen betreuen, ist das intensiv und anspruchsvoll. Um den ihnen anvertrauten Menschen eine umfassende Versorgung zu ermöglichen, müssen sie fachlich und menschlich dafür qualifiziert sein.
„Teamwork und Vielseitigkeit sind hier, bei dem großen Querschnitt pflegerischer Tätigkeiten, besonders gefragt. Das gefällt mir“, berichtet Pia Marie Bülte. Sie ist 21 Jahre alt und seit September vergangenen Jahres in Neuerkerode tätig. Trotz ihres noch vergleichbar jungen beruflichen Alters verfügt sie bereits über einige pflegerische Erfahrung. „Ich habe mit 17 Jahren als Pflegefachkraft angefangen und bereits unterschiedliche Pflegebereiche kennengelernt, darunter etwa die Arbeit mit Menschen mit psychischen Erkrankungen sowie die klassische stationäre Altenhilfe.“ Seitdem sie im inklusiven Dorf Neuerkerode tätig ist, freut sie sich darüber, aktiver arbeiten zu können – in der Behindertenhilfe. Bei ihren bisherigen beruflichen Stationen sei es vornehmlich darum gegangen, die Patient:innen und Bewohner:innen gut zu versorgen. Im Gartenweg dagegen kämen nicht nur rein pflegerische Aspekte zum Tragen, vielmehr sei ein hohes Maß an pädagogischem Grundverständnis und medizinischem Hintergrundwissen gefragt, erklärt sie.
Bedürfnisse und Wünsche erkennen
Das ist im Umgang mit den Bürger:innen und ihren Behinderungen, gesundheitlichen und psychologischen Einschränkungen zwingend erforderlich. „Jeder ist speziell und einzigartig. Daraus entstehen selbstverständlich Bedürfnisse und Wünsche, die wir hier täglich berücksichtigen müssen“, sagt Bülte. Da sich von den 12 Bürger:innen nur wenige verbal verständlich machen können, ist es wichtig, eine Verständigung über Gestik und Mimik aufzubauen. Damit überwinden wir zum Teil einfache Kommunikationsbarrieren. Gepaart mit täglichen Begegnungen und Erfahrungen entwickle sich ein Grundverständnis. All das helfe dabei, Bedürfnisse zu erkennen, eine Bindung aufzubauen und damit auch Vertrauen zu gewinnen. „Mit einer Bürgerin habe ich eine besondere Strategie entwickelt, um mit ihr die Tagesabläufe durchzugehen. Dafür gebe ich ihr einen Ball in die Hand, den sie drücken kann und der ihr hilft, sich zu konzentrieren“, erklärt die 21-Jährige. Unterstützung bei der Erkennung der Bedürfnisse geben auch die Angehörigen. Sie stehen oft im sehr engen Austausch mit den Mitarbeitenden, die das Bindeglied zwischen Familie und Bürger:innen sind. „Wir arbeiten gut zusammen, teilen mit Ihnen Freude und manchmal auch Leid oder informieren über gesundheitliche Probleme und Ausnahmesituationen“, so Bülte.
Teamabeit ist wichtig
Aufgrund der hohen pflegerischen Anforderungen muss die Arbeit im Gartenweg 10 eng getaktet und strukturiert sein – vor allem zu Beginn der Frühschicht: Übergabe, Medikamentenverteilung, Hygiene (waschen, baden, anziehen), Lagerung oder die TGF-Teilnehmenden für ihren Tag in der Beschäftigungsgruppe vorbereiten. Das geht nur mit einem funktionierenden Team. „Jeder unterstützt den anderen und das erzeugt einen großen Zusammenhalt und Verlässlichkeit“, betont die gelernte Pflegefachkraft. So bleiben unter anderem Zeitpuffer erhalten, um auf Ungeplantes (z.B. medizinische Notfälle) vorbereitet zu sein. Natürlich gibt es auch außerhalb der Taktung Zeitspots für Freizeitaktivitäten. „Wir unternehmen zum Beispiel Spaziergänge im Dorf oder kleine Ausfahrten oder die Musikpädagogik kommt vorbei und macht Musik. Wir achten darauf, dass jeder glücklich und zufrieden ist und können uns neben der Pflege eben auch Zeit für die Menschen nehmen – das hatte ich so im Vergleich mit meinen früheren Arbeitsplätzen nicht“, so Bülte.
Jeder unterstützt den anderen und das erzeugt einen großen Zusammenhalt und Verlässlichkeit
Pia-Marie Bülte, Pflegefachkraft im Gartenweg 10