Symbolbild

Wenn der Pflegeberuf von der Enttäuschung zur Erfüllung wird

Marvin Schäfer arbeitet wöchentlich 30 Stunden ehrenamtlich in der Tagespflege Goslar. Es ist ein Gewinn auf allen Seiten.

Der alte Mann umarmt Marvin Schäfer fest und schmiegt sich an seine Schulter, während dieser ihm über den Kopf streicht. Der Senior schließt die Augen, fühlt sich sichtbar geborgen. Die Gäste der Tagespflege Goslar sind gerne in Marvin Schäfers Gegenwart. Er liest ihnen morgens aus der Zeitung vor, spielt mit ihnen, spricht mit ihnen und schenkt ihnen Aufmerksamkeit – alles ehrenamtlich und fünf Tage in der Woche für jeweils sechs Stunden. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Man merkt, dass da jemand ist, der diese Tätigkeit liebt. Dabei hätte es auch ganz anders kommen können. Denn dass die Pflege und Betreuung ihn so erfüllt, stellt sich für ihn erst spät heraus. Fast wäre er für die Pflege verloren gewesen.

Marvin Schäfer und eine Seniorin

Denn seine ersten Erfahrungen sind enttäuschend. Über das Job-Center belegt er einen Kurs des Bildungswerks der Niedersächsischen Wirtschaft im Bereich Pflege und Betreuung. In diesem Zusammenhang macht er mehrere Praktika in Pflegeeinrichtungen. „Die ersten beiden haben mir überhaupt nicht gefallen“, erinnert er sich. „Die Arbeit war statisch und eintönig.“

Das dritte Praktikum führt ihn in die Tagespflege Goslar, Teil der Diakoniestation Nordharz. Hier ist auf einmal alles anders. „Die Leute hier haben mir bewiesen, wie es auch gehen kann“, sagt Marvin Schäfer. „Die Arbeit ist abwechslungsreich und macht Freude. Das Lachen der Gäste zu sehen, ist einfach schön.“ Es liege dabei nicht nur an den Gästen, sondern auch an den Mitarbeitenden. „Sie sind unfassbar offen und freundlich, kommen mit einem Lächeln zur Arbeit. Das macht einen großen Unterschied“, so der 29-Jährige.

Die Zuneigung beruht dabei auf Gegenseitigkeit. Als „unseren Sonnenschein“, immer freundlich und hilfsbereit bezeichnet ihn beispielsweise die 80-jährige Renate Faber. Einfach „ein prima Typ“ eben.

Marvin Schäfer und Birgit Fuhrmann

Doch irgendwann ist das Praktikum vorbei und die Wege der Tagespflege und des Praktikanten trennen sich wieder – doch nur für kurze Zeit. Nach ein paar Tagen ruft Marvin Schäfer in der Tagespflege an. Er vermisst die Menschen und die Arbeit dort. Mit dem Job-Center bespricht er, zu welchen Konditionen er ehrenamtlich weiterarbeiten könnte. Seither ist er rund 30 Stunden in der Woche hier tätig. „So viel ehrenamtlich zu machen, ist wirklich etwas Besonderes. Wir sind einfach nur begeistert von Marvin“, berichtet Birgit Fuhrmann, Leitung der Tagespflege Goslar.

Und der Einsatz hat sich für Marvin Schäfer gelohnt: Im September wird eine Stelle frei, dann kann er als Betreuungskraft eingestellt werden. Dass seine Leidenschaft dann zum Beruf wird, freut nicht nur ihn. Birgit Fuhrmann sagt: „Wir kennen ihn mittlerweile gut – und wir wissen, was für einen Schatz wir ins Team holen.“

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