Odete Pedras erinnert sich noch genau an den Moment, als sie César das erste Mal gesehen hat. Er hat bei einem Fußballspiel in ihrem Dorf auf dem Platz gestanden, bei dem sie Zuschauerin war. Später an diesem Tag, bei einer Party, tanzten sie bis spät in die Nacht miteinander. „Wir haben uns direkt gut gefunden“, erinnert sich auch César Pedras. Lange ist das her, damals lebten sie noch in Portugal. Mittlerweile sind sie seit 58 Jahren verheiratet, haben Kinder, Enkel und einen Urenkel und leben in Wilsche im Landkreis Gifhorn. Doch manche Dinge sind immer noch wie damals: Sie sind unzertrennlich. So haben sie sich nicht nur gemeinsam ein neues Leben in Deutschland aufgebaut, sondern verbringen auch heute noch jeden Tag gemeinsam. Sogar die Tagespflege Gamsen, in der sie zwei Mal in der Woche zu Gast sind, besuchen sie an denselben Tagen.
Odete und César Pedras kommen aus zwei Nachbardörfern in Südportugal. Eine atemberaubende Natur, viel Sonne und gutes Essen zeichnet ihre Region aus. Ihre Schwestern und Nichten leben immer noch dort. „Wir vermissen Portugal schon hin und wieder“, sagt Odete Pedras. „Aber es ist weniger geworden. Unsere Heimat ist jetzt hier.“
An die Zeit in Portugal erinnern sie sich aber gerne zurück. „Wir haben gerne und viel getanzt – oft bis 3 oder 4 Uhr morgens“, erinnert sich die 81-Jährige. Auch ihre Familien finden den jeweils anderen auf Anhieb gut – der Hochzeit steht nichts mehr im Wege. César Pedras erzählt: „An sie denken wir oft und gerne zurück.“

Vor 55 Jahren entscheiden sie sich dazu, nach Deutschland zu kommen. Hier sind die Arbeitsbedingungen für César Pedras, der Tischler ist, einfach besser. Bereut haben sie diesen Schritt nicht. Odete Pedras sagt: „Deutsche sind strukturiert und verlässlich. Das gefällt uns wirklich gut.“
Gemeinsam bauen sie sich ein neues Leben auf. Sie bekommen zwei Töchter. Mittlerweile haben sie vier Enkelkinder und sogar einen Urenkel. „Wir sind hier zuhause. Hier ist unser Leben“, sagt der 84-Jährige. Portugal haben sie schon seit fünf oder sechs Jahren nicht mehr besucht. Im Alter sind die Reisen zu beschwerlich geworden. Aber sie telefonieren mit ihrer Familie – und haben einander, um sich gemeinsam zu erinnern.
„Wir sind hier zuhause. Hier ist unser Leben.“
César Pedras
Auch besuchen beide mittlerweile die Tagespflege Gamsen, die zur Diakoniestation Gifhorn und somit zu den Diakoniestationen Harz-Heide und der esn (Evangelische Stiftung Neuerkerode) gehören. „Zuerst war ich ohne meinen Mann hier. Er war ein wenig skeptisch“, erzählt Odete. Doch als ihr Mann merkt, wie begeistert sie ist, entscheidet er sich um. „Alleine ohne meine Frau zuhause war nicht so das Wahre. Deshalb bin ich irgendwann mitgekommen“, erzählt er. Bereut hat er es nicht. Die abwechslungsreichen Aktivitäten, die Gemeinschaft, das Essen – ihnen gefällt es so gut, dass sie mittlerweile sogar zwei Mal in der Woche zu Gast in der Tagespflege sind. Und das immer gemeinsam.
Doch was ist das Geheimnis ihrer Liebe, die schon so lange hält? Die selbst ein neues Land und einen Neustart überlebt hat? „Ein großes Geheimnis haben wir nicht“, sagt Odete Pedras. „Wir haben uns halt einfach gefunden. So leicht kann es sein.“