Einmal raus, neue Perspektiven gewinnen und über sich hinauswachsen – genau das hat Stine Lauchstädt getan. Die 18-jährige ist Auszubildende im dritten Lehrjahr am Bildungszentrum des Marienstifts in Braunschweig und absolvierte ein vierwöchiges Erasmus-Praktikum am Universitätsklinikum Salzburg in Österreich.
„Ich wollte schon immer ins Ausland“
Die Entscheidung für das Austauschprogramm traf Stine früh: Schon während ihrer Bewerbung für die Pflegeausbildung stieß sie auf das Erasmus Programm. Die Motivation war klar: „Ich wollte schon immer ins Ausland – durch Corona war das während der Schulzeit leider nicht möglich."
Mit Neugier, Eigeninitiative und Organisationstalent stellte sich Stine der Herausforderung: Motivationsschreiben, Bewerbungsverfahren, Praktikumsplatz – sie kümmerte sich eigenständig um alles. Unterstützung gab es vom Bildungszentrum und der Koordinationsstelle der Medizinischen Hochschule Hannover. Ihr Tipp für alle, die über einen Auslandsaufenthalt nachdenken: „Traut euch – es lohnt sich total und ist machbar, wenn man wirklich motiviert ist.“

Pflege auf der Geburtenstation – mit Frühchen und Verantwortung
In Salzburg arbeitete Stine im Schichtdienst auf der Geburtshilfe mit integriertem Neointensiv-Bereich. Ihr Arbeitsalltag war intensiv: Vitalzeichenkontrollen, Wundversorgung, Stillberatung, Blutwerte bei Neugeborenen messen, Assistenz beim Hüftultraschall – alles, was zu moderner, verantwortungsvoller Pflege dazugehört.
Eine Situation ist ihr besonders im Gedächtnis geblieben: „Bei einer Routineuntersuchung fiel mir auf, dass ein Neugeborenes anders atmete – obwohl die Sauerstoffsättigung gut war. Wir haben Tests gemacht, und das Baby wurde später auf die Intensivstation verlegt. Ich war stolz, dass ich die Symptome erkannt habe und mit dem Team schnell handeln konnte.“


Pflege funktioniert überall – wenn Fachwissen da ist
Der Austausch hat Stine nicht nur neue Fachkenntnisse vermittelt, sondern auch ihre Sicht auf Pflege international erweitert. Besonders spannend fand sie die Unterschiede zum deutschen System: In Österreich ist die Pflege meist akademisch – Pflegende mit Studium dürfen deutlich mehr medizinische Maßnahmen durchführen, z. B. Blasenkatheter legen.
Pflegeassistent:innen übernehmen grundlegende Tätigkeiten und entlasten das Team. Auch das Versicherungssystem ist anders geregelt – etwa mit separaten Stationen für Privatversicherte oder Wahlleistungen wie Hebammenbetreuung. Trotz sprachlicher Ähnlichkeit und kultureller Nähe gab es Unterschiede im Stationsalltag, in der Versicherungsstruktur und im Umgang mit Hebammenleistungen. Doch was zählte, war der gemeinsame Kern: Gute Pflege ist überall möglich, wenn die Menschen gut ausgebildet sind. Oder wie Stine es ausdrückt: „Es war schön zu sehen, dass die Pflegequalität nicht an Ländergrenzen endet.“
„Ich kann es wirklich nur jeder und jedem empfehlen. Man wächst über sich hinaus und sieht, wie wichtig internationale Standards in der Pflege sind.“
Stine Lauchstädt

Was bleibt vom Erasmus-Austausch?
Stine ist durch den Auslandsaufenthalt selbstbewusster, sicherer und unabhängiger geworden. Besonders der Umgang mit kritischen Situationen und die Arbeit in der Kinderkrankenpflege haben sie gestärkt. Dialekte waren zwar eine kleine Herausforderung – doch das überwog bei weitem nicht die positiven Erfahrungen.
Ein weiterer Erasmus-Austausch? Sehr gerne. Im Ausland arbeiten? Möglich – doch die Anerkennung deutscher Abschlüsse bleibt eine Hürde.
Drei Worte für vier Wochen Erasmus? „Horizont erweitert. Erfahrungsreich. Beeindruckend.“
Ausbildung zur Pflegefachkraft am Bildungszentrum am Marienstift
Die früheren Ausbildungen der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege wurden zusammengeführt. Mit dem neuen Berufsabschluss Pflegefachfrau/ Pflegefachmann kann man in allen Pflegebereichen arbeiten.
Text: Birthe Schnatz // Fotos: Stine Lauchstädt