Symbolbild

Kinder sollen gehört und gesehen werden.

Heute endet die diesjährige Aktionswoche für Kinder aus suchtbelasteten Familien. Präventionsfachkräfte aus dem Lukas-Werk nehmen das zum Anlass, um gezielt Fach- und Lehrkräfte zu informieren.

In Deutschland  leiden nach offiziellen Angaben rund 2,6 Millionen Kinder unter Suchtproblemen ihrer Eltern. Das bedeutet dass jedes 7. Kind zeitweise ein suchtkrankes Elternteil erlebt. Es liegt daher eine hohe Wahrscheinlichkeit vor, dass sich in einer Klasse ein Kind aus einer suchtbelasteten Familie befindet. Durch ein suchtbelastetes Elternteil würden kindliche Grundbedürfnisse nach Fürsorge, Verlässlichkeit und Schutz nicht erfüllt. Die Kinder übernehmen Aufgaben und Verantwortung, die eigentlich bei den Eltern liegen (z.B. Versorgung der Geschwister, der Eltern). Sie fühlen sich schnell in der Verpflichtung, die äußere Fassade aufrechtzuerhalten und verheimlichen die Situation oder erfinden Erklärungen. Es gelte in den Familien häufig das ungeschriebene Gesetz: Rede nicht über Dinge, die innerhalb der Familie geschehen.

"Die Schule nimmt bei diesem Thema eine wichtige Rolle ein, da sie Zuverlässigkeit und Struktur bietet. Außerdem haben die Kinder dort soziale Kontakte und ein Zugehörigkeitsgefüh", sagt Lisa König, Präventionsfachkraft in der Lukas-Werk Fachambulanz Northeim, die gemeinsam mit ihren Kolleginnen Kimberly Zajonz (ebenfalls Fachambulanz NOrtheim) und Anna-Lena Maier-Niehoff (Fachambulanz Goslar) anlässlich der Aktionswoche gezielt Fach- und Lehrkräfte ansprechen möchten und Tipps bei Verdachtsfällen geben.

Was können Sie als Fachkraft tun?

Nehmen Sie Auffälligkeiten wahr.

  • Beispielsweise verändert sich das Kind, ist unter anderem bedrückt, unsicher, aggressiv.
  • Das Kind ist häufig unpünktlich, vergisst Schulsachen, kommt wiederholt ohne Hausaufgaben.
  • Gesprächstermine werden von den Eltern abgesagt bzw. nicht wahrgenommen.
  • Das Kind berichtet vermehrt von Aufgaben, die es zuhause übernehmen mus

Zeigen Sie Interesse und seien Sie präsent.

  • Beständigkeit und ein offenes Ohr anzubieten, ist für die Kinder eine wichtige Ressource.
  • Die Bestärkung der eigenen Fähigkeiten und das Gefühl über eigenen Gefühle sprechen zu dürfen, ist an dieser Stelle von Bedeutung.

Suchen Sie das Gespräch zu den Eltern, wenn eine vertrauensvolle Basis dafür geschaffen ist.

  • Teilen Sie die Sorge um das Kind mit.
  • Äußern Sie konkrete Beobachtungen, keine Vermutungen oder Diagnosen.
  • Betonen Sie ein gemeinsames Ziel: Wie kann es dem Kind bessergehen? Wie kann die Schule unterstützen?
  • Wertschätzen Sie, dass der Termin wahrgenommen wurde

Sie können eine vermittelnde Rolle zu professioneller Hilfe, wie zum Beispiel Suchtberatungsstellen, einnehmen, wenn die Eltern sich Ihnen anvertrauen. Sie sind aber nicht verantwortlich für die sofortige Lösung des Problems.

  • Wenn seitens der Eltern keine Erlaubnis besteht über die Suchterkrankung zu sprechen, berücksichtigen Sie dies. Trotzdem können Sie das Kind unterstützen, in den eigenen Fähigkeiten bestärken und eine Vertrauensperson darstellen.
  • Wenn über das Thema gesprochen werden soll, kann eine Geschichte mit Beispielen hilfreich sein, um einen Zugang herzustellen. Dafür gibt es beispielsweise von der DHS Materialien, die zur freien Verfügung stehen und als Link mit beigefügt sind. Auch in dem Programm 1000 Schätze wird mit einer Geschichte gearbeitet.
  • Um mit dem Kind ins Gespräch zu kommen, ist es sinnvoll den Eindruck zu schildern, also zum Beispiel „Ich habe das Gefühl, du bist in letzter Zeit traurig, willst du darüber reden?“
  • Das Programm 1000 Schätze, welches in Kooperation mit Suchtberatungsstellen an Grundschulen umgesetzt werden kann, dient zur Stärkung der psychosozialen Gesundheit von SchülerInnen der ersten Klasse. Es stellt Ressourcen und Stärken der Kinder in den Fokus und fördert neben Lebenskompetenzen auch Bewegung und Achtsamkeit. Die Fachkräfte sollen in der Schulung für dieses Programm in Bezug auf Suchterkrankungen sensibilisiert und gestärkt werden.
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