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Stationäre Pflege und Betreuung neu gedacht

Die Tourenplanung wird zu vielen tiefgreifenden Veränderungen in der Pflege führen. Aber diese bergen Chancen.

Veränderungen können Positives bewirken, frische Impulse setzen und neue Perspektiven bieten. Aber sie können auch zu Problemen führen und verunsichern. Und verändern wird sich in der stationären Pflege und Betreuung so einiges. Grund ist ein neues Gesetz, das ab 2025 in Pflegeeinrichtungen zumindest teilweise umgesetzt sein muss und die bisherigen Abläufe auf den Kopf stellen wird. Im Senioren- und Pflegezentrum Theresienhof ist man schon vorangegangen und hat ausprobiert, wie man die Vorgaben am besten erfüllen kann. Es zeigt sich: Auch, wenn die Veränderungen zunächst vielleicht Verunsicherungen hervorrufen mögen, so bergen sie doch vor allem eins: Chancen.

Tourenplanung

Der Prozess hat einen sperrigen Namen: das Personalbemessungsverfahren (PeBeM). Ab 2025 müssen Teile des Gesetzes in Senioren- und Pflegeeinrichtungen umgesetzt sein. Als Piloteinrichtung der Evangelischen Stiftung Neuerkerode setzt der Theresienhof, unterstützt durch eine Förderung von rückenwind³, in diesem Rahmen das Modell der Tourenplanung um. Das Gute: Von den Erfahrungen, die hier gemacht werden, profitieren im Nachgang auch die anderen stationären Pflegeeinrichtungen der Evangelischen Stiftung Neuerkerode, zu der der Theresienhof gehört.

Umgesetzt wurde die Tourenplanung von Nicole Sell und Christian Probst. Sell ist die Leiterin des Wohnbereiches Rammelsberg und als Praxiskoordinatorin und zuständig für die Einarbeitung. Probst startete 2021 im Theresienhof als Pflegefachkraft, wurde dann Wohnbereichsleitung und ist mittlerweile Pflegedienstleitung. „Wir haben uns schon zuvor über das Konzept der Tourenplanung informiert und wurden gefragt, ob wir uns dem annehmen wollen. Das haben wir gerne getan.“

Überraschende Erkenntnisse

Doch was hat es mit dem PeBeM und der Tourenplanung überhaupt auf sich? Dem Personalbemessungsgesetz liegt die Rothgang-Studie zugrunde – eine umfassende Untersuchung zur Personalbemessung in der stationären Pflege und Betreuung. Auf Grundlage dieser Studie wurde ein Modell zur Berechnung des Personal- und Pflegebedarfs entwickelt. So soll die Personalausstattung in Pflegeeinrichtungen verbessert und an den tatsächlichen Pflegebedarf angepasst werden. In diesem Zuge wurden Qualitätsniveaus eingeführt, damit Mitarbeitende sich auf ihre Fachbereiche spezialisieren können. Das bedeutet: Die Mitarbeitenden konzentrieren sich vor allem auf die Bereiche, auf die sie spezialisiert sind.

Gerade letzteres sorgte bei den Pflegekräften zuvor für Ängste: Wird die Arbeit eintöniger? Mache ich den gleichen Handgriff immer und immer wieder? „Diese Sorge wurde immer wieder an uns herangetragen. Am Ende war aber das Gegenteil der Fall und die Arbeit wurde abwechslungsreicher“, sagt Sell. Sei eine Fachkraft beispielsweise auf Wunden spezialisiert, habe sie zuvor eine, vielleicht zwei Wunden pro Tag versorgt. Nun komme sie aufgrund der spezialisierten Tourenplanung durchs ganze Haus und sei nicht mehr an eine Station gebunden. Sell erklärt: „Man kann sich in dem Bereich, auf den man sich bewusst spezialisiert hat, ausleben. Und andererseits muss man nicht die Bereiche machen, in denen man weniger Expertise hat. Davon profitieren alle – auch die Bewohnenden.“

„Man kann sich in dem Bereich, auf den man sich bewusst spezialisiert hat, ausleben."


Nicole Sell

Die anfängliche Skepsis sei schnell verflogen. „Ein Vorteil war sicher, dass wir direkt vor Ort sind und bei Problemen sofort nachsteuern konnten“, so Probst. „Das meiste hat sich schneller gefunden, als wir es erwartet hätten. Das hat uns natürlich gefreut.“ 

Der Zeit voraus

Der Theresienhof wurde aus gutem Grund als Piloteinrichtung ausgewählt. Im Neubau waren die technischen Voraussetzungen schon gegeben. Und auch die Tourenplanung ist nichts ganz Neues für die Goslarer. „Uschi Ballin, unsere Einrichtungsleitung, hat schon früh überlegt, was sie für Fachkräfte tun kann, und auf manchen Bereichen schon zuvor Touren eingeführt hat“, sagt Probst. „Oft ist Uschi Ballin, und mit ihr der Theresienhof, ihrer Zeit voraus. Das hat es für uns leicht geamacht.“ Als Beispiele für innovative Ansätze nennt er die offene Fehlerkultur im Haus, tägliche Morgenrunden mit allen Leitungskräften und einen Physiotherapeuten, der nicht nur für die Bewohnenden, sondern auch für die Mitarbeitenden zuständig ist.

Bei der Umsetzung der Tourenplanung hatten Sell und Probst die Unterstützung von der Unternehmensentwicklung der Evangelischen Stiftung Neuerkerode, der IT und dem Zentralen Qualitätsmanagement. Nun profitieren auch die anderen Häuser von ihren Erfahrungen. „Wir stehen dazu im ständigen Austausch mit den jeweiligen Verantwortlichen“, sagt Sell. „Jedes Haus wird eigene Erfahrungen machen. Aber dort, wo wir helfen können, tun wir dies gerne.“

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