Unterwegs mit… Ilka Schindler, die seit mehr als 18 Jahren im Lukas-Werk arbeitet und seit zwei Jahren die Fachambulanz in Braunschweig leitet.
Ilka Schindler weiß sehr genau, was sie an ihrem Job liebt: „Es ist großartig, Menschen begleiten, ihre Situation verbessern und ihr Leben in eine positive Richtung lenken zu können.“ Seit mehr als 18 Jahren ist sie inzwischen Teil des Lukas-Werks und arbeitet dort mit suchtkranken Menschen. Seit rund zweieinhalb Jahren leitet sie die Fachambulanz im neu entstandenen inklusiven Quartier St. Leonhard in Braunschweig.
„Die Arbeit in der Fachambulanz ist sehr vielfältig“, sagt Schindler. Die Suchtexpert:innen dort behandeln in Einzel- und Gruppentherapien Betroffene, beraten auch Angehörige, führen Präventionsangebote für Schulen, Betriebe und andere Einrichtungen durch und informieren zu den Themen Alkohol, Medikamente, Nikotin, illegale Drogen, aber auch Glücksspiel und Medienabhängigkeit. Im Rahmen der Assistenzleistungen (Ambulant betreutes Wohnen) stehen darüber hinaus regelmäßig Hausbesuche bei Klient:innen an. „Ich sage immer, das ist ein Blick einmal quer durch die Bevölkerung. Denn Sucht kann wirklich jeden und jede treffen. Jeder kennt jemanden, der zu viel trinkt. Nicht nur Alkohol wird inzwischen häufig in Kombination mit anderen Suchtmitteln mindestens missbräuchlich konsumiert.“
Start als Sozialarbeiterin
In der Fachambulanz in Braunschweig führt Ilka Schindler insgesamt zwölf Mitarbeitende. „Wir sind eine bunte Mischung aus Sozialarbeiter:innen, Suchttherapeut:innen, Ärzten und Psycholog:innen sowie Verwaltungsfachangestellten.“ Die gemeinsame Herausforderung in der täglichen Arbeit: „Wir wollen unsere Klient:innen wappnen, damit sie sämtlichen Triggern im Alltag widerstehen.“ Und davon gebe es unendlich viele, so Schindler.
Ihre Laufbahn im Lukas-Werk startete die 42-Jährige in der Fachambulanz in Goslar als ausgebildete Sozialarbeiterin. „Dort hatte ich eine halbe Stelle im Bereich Suchtprävention.“ Mit einem Lächeln im Gesicht erinnert sie sich an ihre erste Veranstaltung in einer Schule damals. „Ich war gerade zwei Wochen im Dienst und ging davon aus, dass ich im kleinen Kreis mit ein paar Lehrkräften spreche. Und dann war der Raum gefüllt mit 90 Pädagog:innen, die einen Vortrag zum Thema Cannabis erwarteten. Da war ich dann doch etwas nervös.“ Offenbar machte Schindler ihre Sache gut. Zehn Jahre blieb sie in der Fachambulanz in Goslar, machte währenddessen bereits viele Fortbildungen im Bereich Suchthilfe.
Ausbildung zur Systemischen Therapeutin (VdR)
Das Lukas-Werk bietet in Südostniedersachsen ein flächendeckendes Netzwerk spezialisierter Gesundheitsdienstleistungen und individuelle Leistungen im Bereich Suchthilfe, Psychosomatik und Inklusive Medizin. Und so ergab sich für Ilka Schindler, nachdem sie Kinder bekam, die Möglichkeit, nach Braunschweig zu wechseln. „Dort habe ich im Sozialdienst für die Reha-Tagesklinik für Abhängigkeitserkrankungen und die Fachambulanz im Bereich Beratung gearbeitet.“ Darüber hinaus absolviert Schindler zwei therapeutische Zusatzausbildungen, darunter jene zur Suchttherapeutin (VdR), die es ihr ermöglicht, in der ambulanten Suchttherapie tätig zu sein.
„Ich wollte das therapeutische Arbeiten und Beratung und Begleitung in dieser Form, weil mich die Themen hinter einer Sucht interessieren und dann natürlich die Mechanismen, die helfen, diese zu bewältigen.“
Als Führungskraft habe sie jetzt immer auch einen nicht unerheblichen Anteil an bürokratischen Tätigkeiten, die in ihren Aufgabenbereich fallen, so Schindler weiter. „Aber mir ist es dennoch wichtig, auch weiterhin mit Menschen zu arbeiten. Und das lässt sich in der Fachambulanz in Braunschweig gut kombinieren.“ Und so leitet Ilka Schindler etwa Gruppentherapien, führt auch Aufnahme- und regelmäßige Einzelgespräche mit Klient:innen. Bei allen Unterschieden hätten diese oft auch etwas gemeinsam, stellt Schindler nach 18 Jahren im Lukas-Werk fest: „Wenn Sie den Weg zu uns gefunden haben, wollen sie etwas ändern. Manchmal werden sie geschickt, von dem Partner, einem Freund oder auch vom Arbeitgeber. Aber wir bemerken, dass fast alle ein Interesse daran haben, etwas zu ändern. Damit sie sich besser fühlen und nicht mehr verkatert aufwachen, damit sie ihren Job behalten, oder ihre Ehe nicht zerbricht.“ Eine Eigenmotivation, die sehr hilft.
Der erste schwere Schritt
Was es für ihren Job braucht? Schindler muss nicht lange überlegen: „Empathie, aktives Zuhören, Nachfragen, Wertfreiheit. Wir wissen, dass der erste Schritt in unsere Beratungsstelle der schwierigste ist für Betroffene und Angehörige.“ Deshalb stellt Schindler sich auf jede:n Klient:in individuell ein und bietet ihnen immer die Möglichkeit, in ihrem Tempo anzukommen und dann in die Zukunft zu denken. Wo stehe ich? Was soll sich ändern? Welche Träume und Wünsche habe ich? „Daran gemeinsam zu arbeiten. Das motiviert mich immer wieder.“
Über das Lukas-Werk
Das Lukas-Werk bietet in Südostniedersachsen ein flächendeckendes Netzwerk spezialisierter Gesundheitsdienstleistungen. In sechs Fachambulanzen, zwei Reha-Tageskliniken und einer stationären Reha-Fachklinik beraten, behandeln und betreuen wir im Bereich Suchthilfe. Mit der Reha-Tagesklinik Psychosomatik im Rehabilitationszentrum St. Leonhard in Braunschweig erweitern wir unser Leistungsspektrum um ein ganzheitliches, wohnortnahes Behandlungsangebot für Menschen mit psychischen und psychosomatischen Erkrankungen.