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Von Tadschikistan nach Braunschweig

Komplexe Handoperation bei 12-jährigem Mädchen erfolgreich im Krankenhaus Marienstift durchgeführt.

Für ein Kind sind es oft die kleinen Dinge, die den Alltag lebenswert machen: ein Stift, der sicher in der Hand liegt, ein Ball, der beim Spielen festgehalten werden kann, oder das Besteck beim gemeinsamen Essen. Für die 12-jährige Benazir aus Tadschikistan waren diese scheinbar einfachen Momente lange eine Herausforderung: Ihr rechter Zeigefinger war von Geburt an stark verkrümmt.

Als Benazir drei Jahre alt war, versuchten Ärzt:innen in Tadschikistan, den Finger in einer Operation zu begradigen. Doch das Ergebnis war nicht zufriedenstellend. In ihrer Heimat gab es keine Spezialist:innen, die sich mit der komplexen Fehlbildung auskannten.

Neun Jahre später fand die Familie schließlich Hilfe in Deutschland. Ein Verwandter, der selbst Arzt ist und in Wolfsburg lebt, recherchierte, wo die Fehlbildung behandelt werden könnte. Zunächst erkundigte er sich in Hamburg und Magdeburg, bis schließlich der Kontakt zum Marienstift in Braunschweig entstand – und klar war: Hier kann Benazir geholfen werden. Damit die Familie nach Deutschland einreisen konnte, lud das Marienstift sie offiziell ein. Im dritten Anlauf wurde das Visum schließlich erteilt.

Außergewöhnliche Operation

„Diese Operation war auch für mich keine alltägliche Routine“, berichtet Dr. Silke Juras, die behandelnde Ärztin und Sektionsleitung für Handchirurgie und angeborene Hand- und Fußfehlbildungen am Marienstift. Krumm gewachsene Fehlbildungen sind am kleinen Finger häufiger – „in dieser Form am Zeigefinger jedoch eher ungewöhnlich.“ Dazu kommt, dass die Patientin eine enorm lange Reise auf sich genommen hat und die Erwartungen schon auch deshalb hoch seien. „Die wollte ich natürlich nicht enttäuschen.“

Bei Benazir zeigte sich die Fehlbildung in mehreren Ebenen. Die zweieinhalbstündige Operation war entsprechend herausfordernd: „Zwei Fingerglieder mussten korrigiert, kleine Knochenkeile entfernt und an anderer Stelle wieder eingesetzt werden“, erläutert Dr. Juras. Ziel war es, den Finger nicht nur zu begradigen, sondern auch seine Stabilität zu erhalten.

Glückliche Momente nach der OP

„Wir haben die Beeinträchtigung unserer Tochter jeden Tag gesehen“, erzählt der Vater Zaafer Safaron. Umso größer war die Freude nach der Operation. „Der Finger sieht sehr gut aus. Auch das Röntgenbild bestätigt den Erfolg“, sagt Dr. Juras bei der ersten Nachkontrolle.

Zehn Tage nach der Operation tritt die Familie schließlich die Heimreise nach Tadschikistan an. In sechs Wochen wird Dr. Juras ein weiteres Röntgenbild begutachten, das die Familie ihr zuschicken wird. Noch ist unklar, ob die Beugung im Finger künftig möglich sein wird.

Doch für Benazir war schon jetzt der schönste Moment in Deutschland, als der Verband nach der OP zum ersten Mal abgenommen wurde: „Da habe ich gesehen, dass der Finger ganz gerade ist.“ Ihre Mutter Guldasta Safarova ist dem Marienstift sehr dankbar: „Wir haben uns hier sehr wohl gefühlt.“ Das bestätigt auch die 12-jährige Patientin. Nun freue sie sich auf ihr Zuhause – „und darauf, meiner Oma und meinen Brüdern den geraden Finger zu zeigen“, sagt sie und lächelt.

Handchirurgie am Marienstift

In unserer Klinik versorgen wir große und kleine Patient:innen mit Handfehlbildungen und erworbenen Funktionsausfällen oder -defiziten der Hand. Dank unserer langjährigen Erfahrung, Routine und des eingespielten Teams von Ärzt:innen der Handchirurgie und Anästhesie, Pflegenden auf Station und OP-Personal begleiten wir unsere Patienten:innen professionell durch diese besondere Zeit. 

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