Symbolbild

Das Geheimnis einer langen Liebe

Anfangs startete alles mit einem kleinen Geheimnis: Um die Besuche bei seiner Silvia geheim zu halten, stellte Günter Brandes sein Motorrad immer einige hundert Meter entfernt von ihrer Wohnung ab und ging das letzte Stück zu Fuß. Hauptsache, die Nachbarn merken nichts! „Wir waren da echt vorsichtig“, erinnert sich Silvia Brandes und fügt mit einem Lächeln hinzu: „Das hätten wir uns aber auch sparen können. Später haben wir erfahren, dass die Nachbarn ohnehin schon Bescheid wussten.“ Viele Jahrzehnte ist das mittlerweile her. Die anfängliche Aufregung ist einer tiefen Verbundenheit gewichen. Die heimlichen Treffen einem gemeinsamen Leben. Doch was ist das Geheimnis ihrer Beziehung, die nun schon seit über 60 Jahren hält?

Kennengelernt haben sich die beiden 1959 auf einer Feier in Wendezelle. Hier lebte Silvia Brandes, die gebürtig aus Schlesien kommt, in einer kleinen Wohnung. Günter Brandes aus Didderse ist eher durch einen Zufall in Wendezelle gelandet: Weil sein Arbeitgeber Mitarbeitende über Feiertage entlassen hat, um Lohn zu sparen, ist er für einige Zeit zu einem Arbeitgeber in den kleinen Ort gewechselt. An ihr erstes Treffen erinnern sich beide gerne. „Wir fanden uns schon auf den ersten Blick gut“, erzählt Günter Brandes. Sie verbrachten auch ein paar Monate ohne den anderen, merken aber schnell: Ohne einander geht es von nun an nicht mehr.

Ehepaar Brandes 50

Und auch der nächste Schritt verläuft unkompliziert. „Als er meinen Bruder kennengelernen sollte, war ich extrem nervös“, erzählt die heute 84-Jährige. „Die beiden haben sich aber auf Anhieb gut vertragen – das war eine richtige Erlösung für mich.“

Günter und Silvia begannen, sich ein gemeinsames Leben aufzubauen. In Didderse kauften sie ein Haus – eine Bruchbude wie sie sagen – rissen es größtenteils ab und bauten neu. Vieles machte der gelernte Dachdecker selbst, bei anderen Arbeiten halfen Nachbarn und Freunde. Liebevoll gestalten sie ihr Zuhause, mit großer Terrasse und Garten.

Sie schufen sich ein Zuhause, das zu dem Mittelpunkt ihres Lebens wird. „Wir waren schon immer ein offenes Haus und heißen hier jeden willkommen“, sagt Silvia Brandes. „Wir haben auch immer gerne bei uns gefeiert.“ Viele Leute seien da immer gekommen, den Platz hatten sie ja. „Das haben wir geliebt!“, sagt sie.

Ehepaar Brandes

Wenn sie nicht zuhause waren, ist das Ehepaar Brandes gerne in den Urlaub gefahren. An der Cote d’Azur waren sie schon, auch ein paar Mal auf Sylt. Besondere Erinnerungen verbinden sie aber mit Preitenegg in Österreich. Hier verstanden sie sich so gut mit den Vermietern ihrer Ferienwohnung, dass sie heute noch jedes Jahr an Weihnachten mit ihnen telefonieren. „Das war immer so toll dort. Die Natur haben wir in vollen Zügen genossen“, schwärmt Günter Brandes. „Wir haben da manchmal Pfifferlinge und Blaubeeren gepflückt. Es gab da so unfassbar viele Pilze! Wenn wir die verkauft haben, konnten wir von dem Geld Mittagessen gehen.“

“Wir haben wirklich ein erfülltes Leben. Dafür sind wir sehr dankbar.”

Gerne erinnern sie sich gemeinsam an das, was sie erlebt haben. „Wir haben wirklich ein erfülltes Leben. Dafür sind wir sehr dankbar“, sagt Silvia Brandes. Natürlich sei es nicht immer einfach gewesen. Seine Eltern erkrankten, der Vater an Krebs und die Mutter an Demenz, und Silvia und Günter pflegten die beiden zuhause.

Auch Güter Brandes selbst erkrankte und musste sich vor rund einem Jahr einer Spinal-Kanal-OP unterziehen. Diese lief jedoch nicht wie geplant und einen Tag später musste er aufgrund eines Blutgerinnsels erneut operiert werden. „Ich konnte nach der OP nicht einmal einen Löffel oder ein Messer halten“, sagt der 86-Jährige. Das Ehepaar wendete sich an den ambulanten Pflegedienst der Filiale Schwülper der Diakoniestation Gifhorn. Zunächst kamen die Mitarbeitenden morgens und abends vorbei, mittlerweile kommen sie noch einmal am Tag.

„Besser als mit dem Team der Diakoniestation Gifhorn hätten wir es nicht treffen können“, sagt Günter Brandes. „Alle, die zu uns kommen, sind so freundlich und herzlich. Ohne Ausnahme.“ Seither empfehlen sie die Filiale auch jedem weiter, der Hilfe benötigt. „Wir hängen an unserem Zuhause und wollen so lange wie möglich gemeinsam hier bleiben“, sagt Silvia Brandes. „Ohne die ambulante Pflege wäre das nicht möglich.“

Ehepaar Brandes Kuss

Doch was ist das Geheimnis ihrer vielen gemeinsamen, glücklichen Jahre? Hier nennen die beiden vor allem Zuneigung und Ehrlichkeit als die Zutaten, die ihre Liebe und Beziehung so lebendig gehalten haben. „Natürlich haben wir uns auch mal gestritten. Aber das ging nie lange“, so Günter Brandes. Seine Frau fügt hinzu: „Wir sagen, wenn uns was nicht gefällt – und dann ist gut. Wir sind abends nie böse eingeschlafen.“ Außerdem hätten sie das Meiste in ihrem Leben stets gemeinsam gemacht. „Wir sind eine Einheit“, sagt Silvia Brandes. „Mein Mann und ich, wir gehören halt zusammen. So einfach ist das.“

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