Symbolbild bunte Punkte

Unsere Schüler:innen haben einen besonderen Auftrag

Fachschule Heilerziehungspflege hat großen Thementag zu Extremismus und Verschwörung durchgeführt.

Beeindruckt zeigte sich Susanne Becker, Lehrkraft an der Fachschule Heilerziehungspflege in Neuerkerode, nach diesem außergewöhnlichen Unterrichtstag: „Demokratie bekommt man nicht geschenkt! Uns allen ist deutlich geworden, dass wir uns bewegen und engagieren müssen: Demokratie strengt nämlich auch ein bisschen an, einfache Lösungen gibt es in dieser komplexen Welt mit ihren massiven Herausforderungen schön längst nicht mehr. Gibt es einen besseren Ort dafür, als gemeinsam in unserer Fachschule damit loszugehen?“

Anlass für dieses Fazit war ein großer Thementag, der sich mit Extremismus und Verschwörung beschäftigte und den die Fachschule in den Räumen des Braunschweiger LOT-Theaters im neuen Quartier St. Leonhard organisiert hatte. Erstmals nach der Corona-Pandemie konnte wieder ein solcher Thementag mit allen drei aktuellen HEP-Jahrgänge veranstaltet werden. „Wir sind sehr dankbar, dass wir diese außerschulische Unterrichtseinheit nun endlich wieder durchführen konnten und uns der Vorstand der esn dabei unterstützt hat, so dass ein qualitativ hochwertiger Fachtag daraus wurde“, so Becker.

Über Reichsbewegte und Querdenker

Mit Andreas Speit konnte ein kompetenter Referent aus Hamburg gewonnen werden. „Der Journalist stelle zum Start des Tages eine aktuelle Landkarte der neuen Mischszene zwischen AfD, Reichsbewegten und Querdenkenden vor“, berichtet Schulleiterin Annegret Jäkel. Nach erschreckenden Zahlen, von ihm recherchierten Ereignissen und seiner Darstellung der unglaublichen Vernetzung dieser Gruppierungen sei die Dringlichkeit der Thematik sofort deutlich geworden und „ließ uns alle ein bisschen nach Luft schnappen.“

Wie umgehen mit Verschwörungstheoretikern?

Mit Kim-Lisa Becker vom Interdisziplinären Zentrum für Radikalisierungsprävention und Demokratieförderung e.V. (IZRD e.V.) wurden Verschwörungserzählungen beleuchtet. In der Beratungsstelle des Berliner Vereins laufen viele Anfragen von Menschen auf, die in ihrem Umfeld Freunde oder Angehörige erleben, die immer mehr den Kontakt zur Realität verlieren. „Im Vortrag ging es etwa darum, was Menschen triggert und warum sie Verschwörungstheorien anheimfallen“, erläutert Susanne Becker. Auch der Unterschied zwischen Verschwörungstheorien, – Erzählungen und –Ideologien sei verdeutlicht worden. „Spannend waren auch die Tipps der Referentin, wie wir mit diesen Menschen umgehen sollten. Wesentlich ist es nach ihren Angaben, sie nicht abzuwerten, sondern in ein sachliches Gespräch zu kommen, sie also ernst zu nehmen.“

Nach einer Mittagspause mit leckerem Büffet in den schönen neuen Räumen des LOT- Theaters bildete der Vortrag von Daniel Rutten und Thorben Lehners von der Beratungsstelle beRATen e. V. aus Hannover den Abschluss. Sie gaben einen Überblick über ihre Präventionsarbeit mit Blick auf neo-salafistische Radikalisierung.

Sprachfähig werden, sprachfähig bleiben

Im Nachgang habe es aus der Schülerschaft heraus den Wunsch gegeben, solche außerschulischen Thementage häufiger zu veranstalten, so Lehrkraft Becker. „Viele sind schon sehr gut informiert, zeigen aber auch ein tiefergehendes Interesse. Das freut uns sehr.“ Zum einen, weil die Fachschule Heilerziehungspflege ihren Titel „Schule ohne Rassismus. Schule mit Courage“ sehr ernst nehme. „Aber auch, weil wir glauben, dass unsere Schülerinnen und Schüler einen besonderen Auftrag haben. Sie arbeiten mit Menschen mit Beeinträchtigung. Und wir glauben – auch mit Blick auf die Geschichte des Dorfes Neuerkerode – dass für die Arbeit hier ein gewisses politisches Grundverständnis da sein muss. Denn nur wenn unsere Schülerinnen und Schüler auch Argumente haben, sprachfähig werden und bleiben, können Sie Flagge zeigen und sich dort, wo es nötig ist einsetzen.“

HEP-Stimmen zum Thementag

„Der Vortrag über die AfD und die Reichsbürger war sehr spannend. Beeindruckend wie die Vernetzung solcher Organisationen ist und aus wie vielen Bereichen Menschen dort involviert sind.“ Tim, HEP 46

„Es war ein sehr informativer Austausch mit interessanten Themen. Die Referenten strahlten mit viel fachlicher und didaktischer Kompetenz. Auch sehr schön, fand ich die Stimmung unter den verschiedenen Klassen und das gemeinsame leckere Mittagessen.“ Mika, HEP 46

„Fundamentale und extremistische Ansichten und Bestrebungen haben oft einen gemeinsamen Ursprung in unerfüllten Bedürfnissen. Das war meine Erkenntnis.“ Keno, HEP 46

„Beim Thema Verschwörungserzählungen fand ich sehr gut, dass die Dozentin so differenziert war und das Thema psychologisch erklärt hat. Auch ein guter Bezug zu unserer Arbeit.“ Tarik, HEP 46

„Ich habe bei dem Salafismus-Vortrag viel gelernt und von Sachen erfahren, die ich noch nicht wusste.“ Daniel, HEP 46

„Einzelne Aspekte wie der Unterschied zwischen Verschwörungstheorien und Verschwörungserzählungen wurden verständlich rübergebracht. Informativ war vor allem der Vortrag zur Vernetzung der AfD und Rechtsextremisten und wie viele Gruppen es doch gibt.“ Malin, HEP 46

Mit Veranstaltungen, Aktionen und Thementagen wie diesem im Quartier St. Leonhard in Braunschweig möchte die Fachschule Heilerziehungspflege ein aktives Zeichen gegen Hass und Hetze setzen. Die Fachschule ist darüber hinaus Mitglied im Netzwerk  „Schulen ohne Rassismus - Schule mit Courage“

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