Symbolbild

Dem Schienenersatzverkehr sei Dank

Eine zufällige Begegnung in einem Bus bringt Weihnachtsfreuden in die Fachambulanz Peine des Lukas-Werks. 

Diese Weihnachtsgeschichte beginnt im vergangenen Herbst mit dem Schienenersatzverkehr. An einem Montagmorgen um 6:15 Uhr sitzt Pendler David Röker deshalb in einem Bus aus Helmstedt in Richtung Peine, wo er im Kontaktcafé „Ankerpunkt“ der Fachambulanz des Lukas-Werkes arbeitet und dort drogengebrauchende Menschen betreut, berät und begleitet. Und weil es mit dem Bus länger dauert als mit der Bahn hat Röker sich einen wie er sagt „entspannenden und sinnhaften Zeitvertreib“ mitgebracht: David Röker sitzt im Bus und strickt Socken.

David Röker, Fachambulanz Peine beim Stricken

Sockenwolle zu verschenken

„Kurz bevor der Bus zum Zwischenstopp in Braunschweig ankam, wurde ich von einer älteren Dame angesprochen. Vor einiger Zeit sei die Mutter eines Arbeitskollegen gestorben, erzählte sie mir. Die Frau habe 60 Knäuel Sockenwolle hinterlassen, die sie nun sinnhaft weitergeben möchte an Menschen.“ Ob er nicht Interesse daran hätte?

David Röker war zunächst nicht sonderlich begeistert. „Ich wusste nicht, was ich mit insgesamt 60 Knäulen Sockenwolle anfangen sollte.“ Doch in der Mittagspause berichtete er dann seiner Vorgesetzen und der Verwaltungskraft in der Fachambulanz Peine von der morgendlichen Begebenheit, der potentiellen Wollspende und eine Idee war geboren: Warum nicht die Besucher:innen des Kontaktcafés Ankerpunkt zu Weihnachten mit selbstgestrickten Socken beschenken. „Unsere Klient:innen im Kontaktcafé waren von der Idee begeistert.“ Von der positiven Resonanz überwältigt bekam Röker jedoch Sorge. „Ich habe mich gefragt, ob ich es schaffe, so viele Socken bis zu unserer Weihnachtsfeier am 28. Dezember zu stricken.“

 

Sockenstricken in der Fachambulanz Peine

Mitstrickerinnen

Doch zum Glück bekam er Unterstützung. Die Schwiegermutter der Verwaltungskraft und eine ihrer Freundinnen machten sich kurzerhand an die Stricknadeln, bis Ende November war bereits die Hälfte der Wolle verstrickt. Die Verwaltungskraft selber fertigte wunderbare Banderolen, auf die sie die Vornamen und Schuhgrößen der Besucher:innen des Kontaktcafés stempelte.

Selbstgestrickte Socken mit Banderole

Warme Gesten

Inzwischen hat die gesamte Wollspende ihren Weg in viele unterschiedliche Socken gefunden. Am 28. Dezember werden die Paare im Rahmen einer kleinen Weihnachtsfeiere im Kontaktcafé Ankerpunkt der Fachambulanz Peine verschenkt. „Die Klient: innen freuen sich schon sehr darauf“, sagt Sozialarbeiter David Röker. Insgesamt sind es 12 Paar selbstgestrickte Socken geworden „In unserer Gesellschaft wird Advents- und Weihnachtszeit oft mit Werten, wie Familie, Harmonie und Besinnlichkeit in Verbindung gebracht. Häufig wird drogengebrauchenden Menschen gerade dann ihre Einsamkeit bewusst. Als niedrigschwelliges Angebot der Suchthilfe ist es uns im Kontaktcafé ‚Ankerpunkt‘ daher wichtig, insbesondere in dieser Zeit ein Zeichen zu setzen.“ Ein Geschenk mit handgestrickten Socken böte sich da wunderbar an.
 

„Warme Füße sind mehr als warme Worte. Insbesondere in Zeiten steigender Energiekosten. Außerdem freuen wir uns und sind beeindruckt von der Hilfsbereitschaft fremder Menschen, sich für Menschen zu engagieren, die oftmals am Rande unserer Gesellschaft stehen.“

Für das kommende Jahr nimmt David Röker übrigens gern wieder Wollspenden entgegen. „Es muss nicht unbedingt Sockenwolle sein. Bei unseren Besucher:innen im Kontaktcafé sind auch Schals und Mützen hoch im Kurs.“ Und neben der Wolle würde sich die Fachambulanz auch über viele fleißige Hände freuen, die beim Stricken unterstützen.

Das könnte Sie auch interessieren