Niedersächsischer Landtag beschließt Schulgeldfreiheit für private Schulen der Heilerziehungspflege.
„Das war längst überfällig, endlich ist es soweit!“, freut sich Schulleiterin Annegret Jäkel über den Entschluss. „Zwei Jahre haben wir dafür gekämpft. Wir hoffen, dass sich jetzt noch mehr Schüler:innen für diese tolle Ausbildung entscheiden können.“
Bessere finanzielle Bedingungen für ihre Auszubildenden – dafür ist Annegret Jäkel schon lange mit viel Engagement im Einsatz. Sie hat Gespräche mit Politiker:innen geführt und gemeinsame Aktionen gestartet.

Schulen in freier Trägerschaft, wie unsere in Neuerkerode, haben bisher, im Gegensatz zu staatlichen Schulen, vom Land nicht die volle Finanzierung erhalten, sodass sie auf Schulgeld durch die Auszubildenden angewiesen waren. An der Fachschule in Neuerkerode beträgt das Schulgeld 95 Euro monatlich, um diese Finanzierungslücke zu schließen. Voraussichtlich ab Sommer soll die Finanzierung vom Land für alle Schüler:innen übernommen werden.

Tarik Dulich ist im 2. Ausbildungsjahr und engagiert sich von Anfang für die Schulgeldfreiheit: „Wir haben schon lange auf die Befreiung hingearbeitet, Protestaktionen organisiert und sind zu Wahlveranstaltungen gegangen. Ich finde es schade, dass sich die Bemühungen über so viele Jahre gezogen haben und die Schulgeldfreiheit für die HEPs immer hinten rüber gefallen ist, während andere Berufsgruppen bereits berücksichtig wurden! Darum freue ich mich sehr, dass es jetzt endlich geklappt hat!“

„Es ist eine große Entlastung für mich. Ich bin Mutter und fahre jeden Tag 120 km nach Neuerkerode und zurück. Durch die Befreiung vom Schulgeld fällt ein monatlicher Stressfaktor für mich weg. Außerdem wird die Ausbildung so attraktiver für neue Schüler:innen“, so Richarda Angermann, die im 1. Ausbildungsjahr an der Fachschule ist.

Auch Silke Koleff, Schülerin im 1. Jahr, ist erleichtert: "Da ich schon etwas älter bin, war das Schulgeld eine große Hürde - im Alter hat man mehr finanzielle Verpflichtungen. Ich musste zusätzlich als Hilfskraft arbeiten, um die Ausbildung durchziehen zu können. Für viele, die ich kenne, war bis heute das Schulgeld ein wesentlicher Punkt bei der Frage, ob man sich die Ausbildung überhaupt leisten kann." Silke Koleff hat sich für die schulische Ausbildung mit Aufwandentschädigung für die Praxiszeiten von 400 Euro im ersten Jahr entschieden. Dafür hat sie keine Bindung an eine Preaxisstelle und muss in den Ferien nicht arbeiten.

„Endlich bleibt mir etwas von meinem Ausbildungsgeld übrig!“, freut sich Riaan Schlez, der im 1. Ausbildungsjahr ist und sich für die Ausbildung mit Aufwandsentschädigung (400€ im ersten Jahr) entschieden hat.
Das Schulgeld war auch ein Nachteil im Vergleich zu anderen Ausbildungsberufen. „Mit Blick auf den Fachkräftemangel wirkt sich das auch erheblich auf die künftige Versorgung von Klient:innen in der Eingliederungshilfe aus.“ Marcus Eckhoff, Geschäftsführer der Neuerkeröder Wohnen und Betreuen.
„Die Befreiung von der Schulgeldzahlung ist der erste Schritt zur Gleichberechtigung in den Pflege- und Sozialberufen", so Annegret Jäkel, "eine Ausbildungsvergütung ist der nächste Schritt, der auf politischer Ebene umgesetzt werden muss.“
In Kooperation mit der Neuerkeröder Wohnen und Betreuen GmbH (WUB) bietet die Fachschule Heilerziehungspflege in Neuerkerode drei Vergütungsmodelle an, aus denen die Schüler:innen auswählen können. Dadurch kann unter anderem eine Ausbildungsvergütung von rund 1.000 Euro pro Monat angeboten werden, die mit anderen Bedingungen in der Praxisarbeitszeit verknüpft ist.
Infos zur Ausbildung
Mehr Informationen über die Ausbildung und die verschiedenen Vergütungsmodelle in der Heilerziehungspflege.