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Medienkompetenz muss vor dem Gerät sitzen

Bei einer Online-Veranstaltung über die Wirkung von Apps und digitale Games erhielten Eltern viele hilfreiche Tipps und Anregungen.

Seien Sie Vorbild! Legen Sie selbst das Handy beim gemeinsamen Abendessen weg und konzentrieren sich auf das Gespräch mit ihrem Kind. Fragen Sie ihr Kind, welche Games sie auf dem Handy spielen und warum sie es gerne spielen. Achten Sie darauf, dass generelle Chat-Funktionen bei Online-Games deaktiviert sind. Tipps und Anregungen wie diese gab der Diplom Sozialpädagoge und Eltern-Medien-Trainer Stefan Schaper bei einem Online-Elternabend, der die Wirkung von Apps und digitalen Games auf Schüler:innen der Klassen 1-5 zum Thema hatte. Eingeladen dazu hatte das Netzwerk „Jugendschutz - und Du?“, in dem die Lukas-Werk Fachambulanz Northeim seit vielen Jahren gemeinsam mit dem erzieherischen Kinder- und Jugendschutz des Landkreises sowie dem Präventionsteam der Polizeiinspektion Northeim aktiv ist.
 

Mehr als 55 Teilnehmende nutzten das Angebot und loggten sich für die 1,5-stündige Veranstaltung ein. Schapers wichtigste Kernaussage: „Medienkompetenz muss vor dem Gerät sitzen und nicht in diesem sein. Die Kinder müssen für die Medien fit gemacht werden. Kommunikation ist dabei das A und O“ Mit praxisnahen und bildhaften Vergleichen machte er die Thematik greifbarer und bot den Teilnehmenden darüber hinaus die Möglichkeit, anonym Fragen zu stellen.

Das sagte der Eltern-Medien-Trainer zu

Welche Spiele sind für meine Kinder geeignet?
Wenn Sie unsicher sind, orientieren Sie sich an der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK), die für die Prüfung von Computerspielen in Deutschland zuständig und Alterempfehlungen gibt.Darüber hinaus gibt es Empfehlungen auf Internetseiten wie denen des Spieleratgebers NRW. Zusätzlich können sich Eltern bspw. auf YouTube sogenannte Let’s Plays ansehen, bei denen Games vorgeführt und kommentiert werden. Schapers Rat: „Nutzen Sie dieses Angebot intensiv und nicht oberflächlich“.

Ab welchem Alter sollten Eltern gemeinsam mit ihren Kindern den Umgang mit Medien begleiten?
Laut Schaper ist in der Regel ein Großteil der Kinder in der 5.Klasse bereits digital vollausgestattet. Eltern sollten daher ab der 3. Klasse damit beginnen, ihren Kindern den Medienumgang mit Tablet oder Handys beizubringen und zu begleiten. In dem Alter sei es noch einfacher, Regeln und Grenzen zu handhaben.

Über die Gefahr des Cybergroomings (gezielte Ansprechen von Minderjährigen im Internet mit dem Ziel der Anbahnung sexueller Kontakte).
Schaper rät Eltern, Chats in Games zu deaktivieren. Im Vorfeld sollten sich Eltern informieren, welche Spiele solche Online-Chats nutzen. Da jede:r online auf die Chats zugreifen kann, ist die Wahrscheinlichkeit eines „Cybergrooming“ Vorfalls erhöht. Stefan Schaper empfiehlt, dass die Kinder untereinander auf Plattformen wie Discord oder Team-Speak miteinander kommunizieren. In solchen Gruppen können ausschließlich Personen beitreten, die eine Einladung erhalten und bieten damit eine sichere Variante gegenüber den „In-Game-Chats“.

Über die Gefahr von In-App-Käufen
Manche Spiele können laut Schaper wie eine „Geldvernichtungsmaschine“ wirken. Als Beispiel nannte er den Spielmodi „FIFA Ultimate Team“. Eltern sollten sich bei entstandenen Kosten an die Verbraucherzentrale wenden, da der Kaufvertrag mit Minderjährigen ungültig ist.

Der Umgang mit Fotos im Internet
Es ist wichtig, die Kinder frühzeitig aufzuklären. Sie sollten schon von Anfang an lernen, dass das Einverständnis andere Menschen vorliegen muss, wenn sie fotografiert und Bilder im Internet veröffentlicht werden.

Umgang mit Handy-Apps, persönlichen Profilen und Berechtigungen
Stefan Schaper rät Eltern, sich mit App-Berechtigungen auseinanderzusetzen, diese zu kennen und die Profile privat zu schalten. Werbungen innerhalb der Apps sollte ausgestellt werden, da Kinder aus Versehen darauf klicken und Zugang zum Internet erhalten könnten. Über bspw. einen Familientablet können Eltern die mediale Aktivität der Kinder einschränken. Tipp: als E-Mailadresse für Anmeldungen bei einer App können sogenannten „Dummy“-Adressen genutzt werden, die keine persönlichen Daten wie Namen oder Alter enthalten sollten und auf die Eltern Zugriff haben.

Warum dürfen meine Freunde länger und andere Games als ich spielen?
Auch diese Frage kam bei dem Online-Elternabend auf. Und auch in dieser Frage verweist Stefan Schaper darauf, wie wichtig die Kommunikation ist. Die Eltern sollten sich mit den anderen Eltern der Peer-Gruppe des Kindes über deren Regeln bezüglich des Medienumgangs unterhalten. Wichtig seien Fragen dazu, wie lange die Kinder spielen und welche Spiele gespielt werden. Darüber hinaus sei es vorteilhaft, wenn sich die Eltern absprechen, falls Kinder am Wochenende bspw. längere Runden im Online Modus geplant haben. Im Notfall können Eltern auf die USK verweisen.

Das Netzwerk „Jugendschutz- und DU?“ organisiert weitere digitale Elternabende. Am 20.September 2023 hält Eltern-Medien-Trainer Tobias Milde einen Vortrag zum Thema „Digitale Kinderzimmer von Kindern im Vorschulalter“. Weitere Elternabende zu den Themen E-Shisha und E-Zigarette, sowie Cannabis, aber auch Alkohol und Mediennutzung sind für 2023 und 2024 geplant.

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