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Widerstandkraft junger Pflege-Azubis stärken

Die Ausbildung in der Pflege ist eine anspruchsvolle und herausfordernde Zeit, in der angehende Pflegefachkräfte mit verschiedenen Belastungen konfrontiert werden. Heike von Knobelsdorff, Praxiskoordinatorin der Diakoniestationen Harz-Heide gGmbH, möchte junge Menschen dabei unterstützen, diese Herausforderungen erfolgreich zu meistern. Deshalb hat sie erstmals einen Workshop zum Thema Resilienz für insgesamt 13 Auszubildende in der ambulanten Pflege initiiert. Ein Interview über die Bedeutung von Resilienz für Auszubildende in der Pflege.

Warum war es Ihnen wichtig, ein solches Angebot ins Leben zu rufen?
Mir war es wichtig, den Azubis etwas an die Hand zu geben, damit sie die anstrengende Zeit ihrer Ausbildung gut meistern können. Resilienz ist eine Stärke, die es Menschen ermöglicht, Lebenskrisen ohne langfristige Beeinträchtigung zu bewältigen.

Es geht darum, die Widerstandskraft der Seele zu stärken und eigene Kraftquellen zu finden.

Ist das im Bereich Pflege besonders wichtig?
Ich denke schon. Zu Beginn des Workshops hat die Resilienz-Trainerin, die ich für den Workshop gewinnen konnte, die Azubis gefragt, wie sie sich fühlen. Einige hatten Angst vor bestimmten Praxissituationen, andere hatten bereits verschiedene herausfordernde Situationen erlebt, zum Beispiel, wenn Polizei oder Rettungswagen gerufen werden mussten, weil ein Patient die Tür nicht geöffnet hat. Auch wenn sich die Situation dann aufklärt, weil der Patient vielleicht nur seine Hörgeräte nicht eingesetzt hatte und deshalb schlicht die Klingeln nicht gehört hat: Solche Situationen bedeuten Stress für Auszubildende. Dafür müssen sie gewappnet sein. Es ist eine Besonderheit im ambulanten Pflegeumfeld, dass die Pflegekräfte in der Regel alleine unterwegs sind. Da resilient, also überwiegend stressresistent sein zu können, ist für die eigene Psychohygiene das Wichtigste überhaupt.

Welche Themen wurden in dem Workshop bearbeitet?
Die Resilienz-Trainerin hat mit einer Einführung in das Thema begonnen. Wir haben darüber gesprochen, wie man lernt, sich selbst zu regulieren und welche Hormone in verschiedenen Situationen ausgeschüttet werden. Dabei ging es auch um das Bewusstwerden der Ausschüttung des Stresshormons Cortisol. Wir haben darüber gesprochen, dass schon Kleinigkeiten dazu führen können resilienter zu werden. Etwa den Tag mit einem Lächeln beginnen, frische Luft und Bewegung können dabei helfen, Cortisol abzubauen und Zufriedenheitshormone in Form von Serotonin auszuschütten. Es ging darum, richtig zu atmen, eigene Grenzen zu erkennen und mitzuteilen. Auch die Bedeutung von Zuwendung und gegenseitiger Hilfe in der Ausbildung wurde thematisiert. Da geht es darum, in der Klasse oder in anderen Auszubildenden-Gemeinschaften achtsam miteinander umzugehen und die Ressource der Lerngemeinschaft zu nutzen. Wichtig ist auch wie man denkt:

Es gibt nie nur eine Lösung! Für die angehenden Pflegefachkräfte war dies eine wichtige Erkenntnis.

Wie haben die Azubis auf die Inhalte reagiert
Wir habenviele positive Rückmeldungen erhalten und konnten Azubis Handwerkszeug mitgeben, um resilienter zu werden. Das bedeutet manchmal, ungewohnte Wege zu gehen, sich von unrealistischen Zielen zu entfernen oder auch Leid zuzulassen und zu akzeptieren. Der erste Testballon war sehr erfolgreich. In Zukunft möchten wir den Workshop immer zu Beginn der Orientierungsphase für unsere Azubis anbieten. So können sie von Anfang an lernen, ihre Resilienz zu stärken und besser mit den Herausforderungen ihrer Ausbildung umzugehen.

Azubi-Stimmen

„Ich habe viele Sachen in diesem Workshop gelernt, zum Beispiel an die eigenen Grenzen zu denken und einen realistischen Optimismus zu haben. Atmung ist sehr wichtig, um Stress abzubauen. Und ich weiß, was ich für Bewegungen machen kann, um mein Serotonin zu steigern. Vielen Dank für den tollen Workshop!“

„Ich konnte für mich sehr gut etwas für mein Privat- und mein Arbeitsleben mitnehmen. Ich habe gelernt, wie ich mit Wut und Unzufriedenheit umgehen kann. Auch der Austausch mit den anderen Teilnehmenden hat mir sehr gut gefallen.“

„Ich habe wieder ein Stück mehr über mich selbst lernen können. Besonders als Jugendliche ist es wichtig, auf sich und die eigenen Grenzen zu achten. Gerade in der Pflege ist das nicht immer einfach, weshalb es erst recht wichtig ist, sich damit auseinanderzusetzen.“

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