Symbolbild bunte Punkte

Ein Geschenk, dass ich sie kennenlernen durfte

Am Bildungszentrum Marienstift in Braunschweig hat Schülerin Alexandra während ihres zweiten Ausbildungsjahres zur Pflegefachkraft eine ganz besondere Erfahrung gemacht. Ihr Praxiseinsatz beim ambulanten Pflegedienst der Diakoniestationen Harz-Heide hat sie nicht nur beruflich, sondern auch persönlich sehr berührt. Besonders eindrucksvoll war ihre Begegnung mit einer Krebspatientin. Ein Erfahrungsbericht darüber wie wichtig Menschlichkeit und Nähe in der Pflege sind. 

Kennenlernen

Vor meinem ersten Besuch bei der Patientin war ich nervös. Ich wusste, dass sie keine große Gesellschaft mochte und nur wenige Menschen an sich heranließ. Trotzdem stimmte sie zu, dass ich sie besuchen durfte, um im Rahmen meiner Ausbildung zu lernen. Als wir ihre Wohnung betraten, schenkte sie mir ein kleines Lächeln. Das hatte ich nicht erwartet und gab mir ein gutes Gefühl. Sie fragte mich direkt nach meiner Ausbildung und warum ich mich für diesen Beruf entschieden habe. Ich erzählte ihr, dass ich aus Kuba komme, und wir entdeckten erste Gemeinsamkeiten. Beim diesem ersten Besuch beobachtete ich nur, wie meine Fachkraft sie versorgte. Doch schon am zweiten Tag fragte ich, ob ich einen kleinen Teil übernehmen dürfe. Zu meiner Überraschung stimmte sie zu, obwohl ich merkte, dass sie große Ängste hatte. Dieses Vertrauen berührte tief.

Vertrauen

Mit der Zeit entstand zwischen uns eine besondere Verbindung. Eines Tages fragte ich sie vorsichtig, ob ich nach der Versorgung für sie beten dürfte. Sie schaute mich länger an und sagte: „Ich bin nicht gläubig, aber du darfst gern für mich beten.“ Obwohl sie die Worte meines Gebets in einer anderen Sprache nicht verstand, hielt sie meine Hand und ließ es einfach zu. Ihre Mutter war oft dabei und meinte einmal: „Das Beten tut meiner Tochter sehr, sehr gut.“

Bald wurde das Gebet ein fester Bestandteil unserer Begegnungen. Einmal vergaß ich es an einem stressigen Tag anzubieten, und da fragte sie mich von sich aus: „Können wir das heute noch machen?“ Es zeigte mir, wie viel Vertrauen sie in mich hatte und wie wichtig diese Momente für sie waren.

Begegnungen

In unseren Gesprächen erzählte sie mir immer mehr aus ihrem Leben. Ich erfuhr, dass sie seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrer Schwester hatte. Eines Tages fragte ich sie, ob es nicht an der Zeit wäre, wieder mit ihrer Schwester zu sprechen. Sie wollte darüber nachdenken. Nach dem Wochenende berichtete sie mir, dass sie ihre Mutter gebeten hatte, die Schwester einzuladen. Eine Woche später kam es zu einem Wiedersehen. Die beiden versöhnten sich und sprachen über ihre Konflikte. Auch ich durfte die Schwester kennenlernen. Sie bedankte sich bei mir und sagte:

„Du hast es geschafft, dass wir wieder zusammengefunden haben.“ 

Diese Worte gingen mir sehr nahe. Es war ein Moment, in dem ich das Gefühl hatte, einen kleinen Samen für etwas Gutes gepflanzt zu haben.

Gemeinsam den letzten Weg

Bis zum letzten Tag begleitete ich die Patientin und ihre Familie. Selbst während meiner freien Tage kehrte ich zurück, als ihre Mutter mich bat. Beim letzten Gebet hatte ich das Gefühl, dass es ein Abschied sein würde. Kurze Zeit später erhielt ich die Nachricht, dass sie eingeschlafen war.

Ich zündete eine Kerze für sie an und sprach mit ihrer Mutter. Ich versuchte ihr Trost zu spenden und sagte, dass ihre Tochter nun keinen Schmerz mehr empfindet. Wir stehen bis heute in Kontakt, was mir viel bedeutet.

Ein Geschenk für das Leben

Diese Begegnung hat mich in meinem Berufswunsch bestärkt. Ich habe die Ausbildung begonnen, weil ich Menschen – egal in welcher Situation – gern unterstütze. Zuhören, versorgen, pflegen, Nähe zulassen und einfach da sein, all das ist für mich essenziell.

Für mich war diese Erfahrung ein Geschenk. Sie hat mir gezeigt, wie wertvoll es ist, Menschen in ihren schwersten Momenten zu begleiten. Und genau das ist es, was ich als künftige Pflegefachkraft tun möchte.

Anmeldung am Bildungszentrum Marienstift

Du willst dich in der Gesellschaft engagieren? Du willst für andere da sein? Du willst nicht nur ehrenamtlich aktiv sein, sondern auch einen sozialen Beruf ergreifen und mit Menschen unterschiedlichsten Alters arbeiten? Willst du lernen, wie der Mensch funktioniert, was Krankheit ist und wie du ganzheitlich pflegst? Dann ist die generalistische Pflegeausbildung genau richtig für dich. Die früheren Ausbildungen der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege wurden zusammengeführt. Mit dem neuen Berufsabschluss Pflegefachfrau/ Pflegefachmann kannst du in allen Pflegebereichen arbeiten, sogar in Ländern der Europäischen Union. Bei uns am Bildungszentrum kannst du deine Ausbildung zur Pflegefachfrau:mann absolvieren.

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